Living on the Edge: Datenverarbeitung am Rand des Netzwerks

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Löst Edge Computing die Cloud ab? Und ist es nur ein neuer Hype oder unerlässlich für unser zukünftiges Leben? Was genau Edge Computing bedeutet und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, erklärt Joachim Thomasberger von Intel.

“Durch die dezentrale Struktur und die damit kürzeren Wege geht die Datenübertragung beim Edge Computing sehr viel schneller.”

— Joachim Thomasberger, Regional Sales Director Dell Germany, Intel Corporation

Guest List

  • Joachim Thomasberger Regional Sales Director Dell Germany, Intel Corporation
  • Stefan Schmugge Moderator, Dell Technologies
  • Roland Schäffer Co-Moderator, Dell Technologies

unv. #00:37:22.2#

 

 

 

Roland Schäffer: Hallo und herzlich willkommen auf der Road to 2030, dem Podcast zu Technologie und Gesellschaft von Dell Technologies und Intel. Unser heutiger Gast ist Joachim Thomasberger, Regional Sales Director Dell Germany bei der Intel Corporation. Ich bin Roland und ich werde euch als Content-Lieferant mit leckeren Snacks versorgen. Seid ihr bereit? Vergesst nicht, euch anzuschnallen! #00:00:37.0#

 

Am Steuer heute wieder mein Kollege Stefan Schmugge. Ich freue mich, Stefan. Hi! #00:00:45.9#

 

Stefan Schmugge: Roland, ich freue mich auch. Mann, wir haben uns ein bisschen länger nicht gesehen und gehört, oder? #00:00:51.5#

 

Roland Schäffer: Es ist zu lange her. Es freut mich, wieder bei dir im Auto zu sitzen. #00:00:55.9#

 

Stefan Schmugge: Ich freue mich, dass du hier bist. Und ich freue mich auch sehr auf unseren heutigen Gast, nämlich Joachim – oder kurz Joe – Thomasberger. Wir haben schon die ein oder andere Bühne zusammen abgerissen, kann ich mich erinnern, als heutigen Fahrer. Wir sprechen nämlich heute über Edge Computing. Liebes Auditorium, habt ihr vielleicht schon mal gehört. Und im Zeitalter von IoT und 5G kommt man eigentlich an diesem Thema Edge Computing eigentlich gar nicht mehr vorbei. Wir sprechen darüber, was das eigentlich bedeutet, was es genau ist, warum da Workloads eine bestimmte Rolle spielen. Wir sprechen natürlich wie immer auch über Vor- und Nachteile dieser Technologie. Und wir wären nicht Road to 2030 und Dell Technologies und Intel, wenn wir nicht über das Thema Sicherheit sprechen würden. Joachim, geht es dir gut, bist du startklar, können wir loslegen? #00:01:46.7#

 

Joachim Thomasberger: Fantastisch! Vielen Dank euch beiden und ein herzliches Willkommen auch von meiner Seite. Ich freue mich, heute wieder mal bei euch zu sein. Und der Stefan hat recht, wir haben schon ein bisschen Historie, was gemeinsame Auftritte betrifft. Und insofern freue ich mich besonders, dass ich das heute mal in völlig anderer Form mit euch gestalten kann. #00:02:08.1#

 

Stefan Schmugge: Sehr gut! Schön, dass du da bist. Wir freuen uns auch. Und wie immer an dieser Stelle würden wir gerne mit dir als Gast einen kurzen Speed-Check machen. Das bedeutet: Wir schmeißen zwei Begriffe in den Raum, du suchst dir den für dich am passendsten aus, damit das Auditorium, die Zuhörerinnen und Zuhörer, dich ein kleines bisschen besser kennenlernen. Kann es losgehen? #00:02:28.9#

 

Joachim Thomasberger: Natürlich! Gerne! #00:02:30.8#

 

Stefan Schmugge: Perfekt! Eule oder lieber Lerche? #00:02:34.8#

 

Joachim Thomasberger: Lerche. #00:02:35.8#

 

Stefan Schmugge: Lerche, sehr gut! In der Frühe lieber Sport oder lieber ganz relaxt mit Kaffee und Zeitung? #00:02:43.7#

 

Joachim Thomasberger: Lieber Kaffee und Zeitung. Gott sei Dank sieht man nur meine obere Hälfte, sonst wüsste man auch warum. #00:02:49.5#

 

Stefan Schmugge: Sehr schön! Vielen Dank für die Erklärung. Dann sind wir im richtigen Thema, nämlich lieber Abfahrtski oder Langlauf? #00:03:00.4#

 

Joachim Thomasberger: Hey! Ich bin Österreicher. Abfahrtski natürlich. #00:03:05.2#

 

Stefan Schmugge: Natürlich! Schwarze Piste, zack, los geht’s! Fleisch oder Fisch zum Essen? #00:03:14.8#

 

Joachim Thomasberger: Fleisch. #00:03:16.5#

 

Stefan Schmugge: Dann im Bereich Musik: Lieber Rock’n‘roll oder lieber klassische Musik? #00:03:22.9#

 

Joachim Thomasberger: Rock’n’roll. #00:03:24.7#

 

Stefan Schmugge: Das passt auch so ein bisschen zu Österreich, oder? #00:03:26.8#

 

Joachim Thomasberger: Ich weiß nicht. #00:03:28.2#

 

Roland Schäffer: Ich hatte auch mehr den Rockstar-Vibe gerade. #00:03:31.7#

 

Stefan Schmugge: Genau, genau! Rock me Amadeus. Last but not least: Wenn du arbeitest, lieber an einem PC oder an einem Laptop? #00:03:40.7#

 

Joachim Thomasberger: An einem Laptop. #00:03:42.2#

 

Stefan Schmugge: Okay, perfekt! Mobilität par excellence. Wir legen los und sprechen, wie gerade angekündigt, über das Thema Edge Computing. Das kommt im Cloud Computing sehr, sehr oft vor. IoT ist für Edge Computing eine Sache, die eigentlich gar nicht mehr wegzudenken ist. Es geht nämlich um Datenverarbeitung an Plätzen, die ein bisschen weiter entfernt sind vom klassischen Rechenzentrum. Es gibt relativ viele Studien, die erklären, dass gar nicht mehr so viele Daten selber im Rechenzentrum produziert werden beziehungsweise dort entstehen, sondern 75 % der Daten fallen mittlerweile in diesen sogenannten Edge Lokationen oder entfernen Lokationen an. Das könnte sein eine Fabrikationsstraße, da werden Sensoren angebaut und da fallen dann Daten an. Oder es kann auch eine thermische Information einer Diamantenmine in Südafrika sein. Joachim, du beschäftigst dich relativ intensiv schon seit einiger Zeit mit dieser Technologie. Wie kam es dazu? Und ist das so ein kleines Ding für dich, und warum? #00:04:50.3#

 

Joachim Thomasberger: Ich glaube, der Hauptauslöser für diese Technologie oder der Haupttreiber war das Aufkommen der vielen IoT-Plattformen, die meistens dort eben Daten erfassen, wo klassischerweise gar keine IT zu finden ist, nämlich in Fabriken oder in solchen Einheiten, die weit weg von einem Rechenzentrum sind. Und die Daten, die dort eben anfallen, um die zu verarbeiten, hat sich über die letzten Jahre natürlich der Trend des Cloud Computings ergeben, wo wir Daten über Leitungen oder über Luft-Schnittstellen an Cloud Service Provider schicken, die Daten dort verarbeitet werden und dann wieder zurückkommen. Und dieser Vorgang stellt uns jetzt, glaube ich, vor Grenzen, und zwar die Grenzen hinsichtlich der Geschwindigkeit der Datenübertragung und auch Grenzen, was die Kapazitäten der Leitungen anbelangt. Und ich glaube, so ist ursprünglich das Thema auch entstanden, dass man versucht hat, eben diese beiden Dinge, nämlich Latenzzeiten und Bandbreiten auf der Übertragung der Daten in den Griff zu kriegen. #00:06:15.4#

 

Roland Schäffer: Da sprichst du schon einen relativ guten Punkt an und bereitest mir die perfekte Überleitung vor, Joachim. Das Thema Edge Computing und das Thema Cloud Computing, dieser explosionsartige Wachstumsschub und die zunehmende Rechenleistung, die diese IoT-Geräte haben, führt natürlich auch zu einem noch nie dagewesenen Datenvolumen-Aufkommen. Jetzt haben wir immer mehr IoT-Geräte. Ist das jetzt so ein Trade-off, der mittlerweile stattfindet? Also wie siehst du das? Wird die Cloud jetzt davon abgelöst oder geht das Hand in Hand? #00:06:50.0#

 

Joachim Thomasberger: Na, das glaube ich nicht. Ich glaube, es wird sowohl als auch, es wird zu vermehrten Kapazitäten in der Cloud führen. Einfach schon deshalb, weil einfach die IoT-Devices sich vermehren. Das wird auf jeden Fall mehr Datenvolumen in die Cloud bringen. Aber parallel sind insbesondere dort, wo eben niedrige Latenzzeiten benötigt werden, werden parallel Edge Computing Infrastrukturen wachsen. #00:07:22.2#

 

Roland Schäffer: Und wie sieht das Ganze dann aus mit Bandbreite? Wir haben hier Rechenzentren, die quasi an der Edge sind, die nicht mehr ans Rechenzentrum angebunden sind, aber trotzdem die Daten vielleicht mit einer zentralen Infrastruktur kommunizieren müssen. Wird uns das dann in Probleme und Bredouille bringen, was Bandbreite und Latenz angeht? #00:07:44.7#

 

Joachim Thomasberger: Na ja, eben genau das soll ja durch dieses Edge Computing vermieden werden, indem halt ein Großteil der Datenverarbeitung eben schon dort passiert, wo diese Daten anfallen. Also man könnte sich das so vorstellen: Wenn ich ein Rechenzentrum in der Fabrik oder einen Server in der Fabrik, dort wo die Daten eben entstehen, beheimaten kann, dann könnten dort schon Operationen erfolgen und nur mehr die Resultate dieser Datenverarbeitung eben in die Cloud geschickt werden. Während wir heute sozusagen von jedem Sensor alle Daten in die Cloud schicken, wir verarbeiten sie dort und kriegen die dann wieder zurück. Das würde massiv die Leitungen entlasten. Und natürlich, falls solche Geräte dann in der Fabrik auch Rückmeldungen brauchen, eine Ersparnis in den Wegzeiten bringen. #00:08:41.0#

 

Stefan Schmugge: Da springe ich von der Seite aus noch mal rein. Mir ist aufgefallen, wir sind jetzt schon voll im Flow, reden über Edge Computing, reden über Cloud Computing, aber wir haben noch gar nicht eine grundlegende Einsatzdefinition von, wie ist eigentlich Edge Computing aufgebaut? Von daher noch mal, Joe, in deine Richtung: Was ist jetzt genau dieses Edge Computing und wie funktioniert’s? #00:09:05.3#

 

Joachim Thomasberger: Also Stefan, ob es so eine genaue Definition mit einem Satz gibt, das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob es eine allgemeingültige gibt oder ob das jeder ein bisschen anders definiert. Fakt ist: Wenn man sich vom Prinzip her anschaut, was meint Cloud Computing, dann meint es einfach Datenverarbeitung nicht im Rechenzentrum, nicht mehr der gesamten erhobenen Daten im Rechenzentrum, sondern die Verarbeitung an, na ja, und das nennt man eben Edge. Und Edge bedeutet am Ende, also am Ende des Netzwerks ist damit gemeint. Das ist eben dort, wo IoT Devices, stellt euch vor, Sensoren, wo Sensoren dort sind, dort schon die Daten zu verarbeiten und einen Teil der Daten zu verarbeiten und erst dann halt in die Cloud zu schicken. Und ich glaube, so in etwa, Edge Computing bezeichnet eigentlich das Ende des Netzwerks, wenn man es so übersetzen will. Aber da kann man sich auch vorstellen, was damit gemeint ist. #00:10:11.5#

 

Stefan Schmugge: Ja, okay! Ja, das stimmt. Aber das war ja eigentlich auch Einsatz, von daher klasse, vielen Dank. Ein langer Satz mit vielen Kommas. #00:10:22.5#

 

Joachim Thomasberger: Genau! #00:10:23.1#

 

Stefan Schmugge: Wenn ich jetzt ein Unternehmen bin und auch einen relativ großen Fokus auf meine IT lege, dann nochmal vielleicht als Erklärung, wozu brauche ich denn dann wirklich Edge Computing? Ist das ein Brauchen oder ist das ein Nice to Have? #00:10:39.7#

 

Joachim Thomasberger: Ich glaube, das hängt in erster Linie davon ab, welches Unternehmen ich bin. Wenn ich aber zum Beispiel ein Fabrikationsbetrieb bin, der mehrere Niederlassungen hat, wo ich Daten kreuz und quer zwischen den Niederlassungen hin und her schicken will oder muss und auch ein Rechenzentrum zum Beispiel in einer Zentrale sich befindet, dann werde ich mir früher oder später die Frage stellen: Ist es denn notwendig, all die Daten, die ich an diesen Remote Locations erhebe, muss ich denn die jedes Mal in die Zentrale schicken, um dann bearbeiten zu lassen und wieder zurück zu schicken das Ergebnis? Ich glaube, für solche Unternehmen macht es durchaus Sinn. Natürlich muss man sagen: Wenn ich heute ein kleineres Unternehmen leite mit fünf Personen, zehn Personen, wo ich ohnehin nur einen Standort habe, dann habe ich meistens das Rechenzentrum ohnehin an dem Standort. Das heißt, ich würde es einfach davon abhängig machen, wie groß ist die Infrastruktur, die zu meinem Unternehmen gehört, und davon dann kann man sich überlegen: Dieses Edge Computing ist auf gar keinen Fall für jedes Unternehmen ein Thema, aber es ist für die Unternehmen ein Thema, die über mehrere Lokationen verteilt sind. #00:12:03.7#

 

Roland Schäffer: Das heißt, je dezentraler so ein Unternehmen aufgestellt ist, desto mehr macht es Sinn, Edge Computing anzuwenden? #00:12:10.2#

 

Joachim Thomasberger: Absolut, absolut! #00:12:12.0#

 

Roland Schäffer: Unterscheidet man da zwischen verschiedenen Arten von Edge Computing oder ist Edge Computing einfach Edge Computing? #00:12:18.7#

 

Joachim Thomasberger: Ich würde es nicht nach verschiedenen Arten gliedern. Vielleicht könnte man eine Unterscheidung möglicherweise doch treffen: Angefangen hat dieses IoT, indem wir Sensoren oder im weitesten Sinne kleinere Recheneinheiten in Fabriken draußen gehabt haben, und es hat dann schon mal so einen Zwischenschritt gegeben, dass nämlich dort Gateways die Daten einsammeln und gesammelt die Daten in ein Rechenzentrum übertragen. Der Unterschied, und den Unterschied möchte ich schon betonen, auch der Unterschied zu einem Gateway ist einfach der Punkt: Beim Edge Computing werden die Daten nicht nur gesammelt und weitergeleitet, sondern sie werden direkt vor Ort verarbeitet. Und das, glaube ich, könnte so eine Unterscheidung schon sein. #00:13:11.2#

 

Roland Schäffer: Alles klar! Jetzt hast du schon Gateways angesprochen, das ist natürlich perfekt. Eignet sich das für jedes IoT-Gerät? Also wenn wir jetzt mal weggucken von Fabrikation und Sensoren, sondern mehr in den Consumer-Bereich auch oder Devices, die aus dem Consumer-Bereich stammen, sind das auch traditionell Geräte, die jetzt da mit eingebunden werden können? #00:13:34.3#

 

Joachim Thomasberger: Ja, könnten schon, man muss halt schauen, die Consumer Devices, wenn du jetzt an mobile Telefone oder sowas denkst, bei denen ist das natürlich so, die sind direkt mit der Cloud verbunden, da gibt’s kein Rechenzentrum dazwischen. Was man natürlich anbieten könnte, also eine Vorstellung, die ich schon hätte: Wenn man heute in einen Shop zum Einkaufen geht, dann könnte die Infrastruktur dort die Daten erheben und von dort weg weiterleiten. Dazu wäre aber notwendig, dass man sich dann über WLAN oder irgendeinen anderen Mechanismus sich sozusagen lokal verbindet. Aber ich glaube, das ist nicht der typische Edge Computing Ansatz über Consumer Devices. Hingegen, was natürlich schon, wenn ich jetzt von mobilen Devices gesprochen habe, was natürlich schon in Frage kommt, sind zum Beispiel, wenn man das überhaupt als Device bezeichnen kann: Es gibt einen großen Anwendungsfall beim Auto, beim Automobil. Und dann würde ich, aber da habe ich ein bisschen ein Problem damit, das als Device zu bezeichnen, natürlich sind Autos vielleicht in der Zwischenzeit sowas wie rollende Computer. Und da gibt’s natürlich durchaus Anwendungsfälle, die einfach Sinn machen. #00:14:55.4#

 

Roland Schäffer: Das stimmt! #00:14:56.3#

 

Stefan Schmugge: Ich stelle mir auch gerade den Spruch vor „Fahr mal das Device vor, Harry!“, das klingt ein bisschen seltsam. Ich gebe dir recht und bleibe lieber beim Fahrzeug. Wir haben vorhin schon mal versucht abzugrenzen Edge Computing gegenüber Cloud-Architekturen oder Cloud Computing. Kann man jetzt die valide Frage stellen, ob Edge Computing Vorteile hat gegenüber Cloud Computing oder Cloud-Architekturen? Oder, um im IT-Jargon zu bleiben, ist das ein AND ist das ein OR oder ist das ein XOR? #00:15:31.5#

 

Joachim Thomasberger: Das ist eine sehr gute Frage. Also es wird kein Edge Computing ohne Cloud Computing geben. Insofern kann ich die Frage so beantworten, es sind sicher beide Komponenten, und beide Komponenten haben ihre Stärken in einer IT-Infrastruktur. Und im Regelfall werden auch beide, nämlich Schlagwörter jetzt Cloud Computing und Edge Computer, in einem Unternehmen Verwendung finden für jeweils doch eben andere Anwendungsfälle. Und wenn du gefragt hast, so Vor- und Nachteile: Also der Vorteil, denke ich, Vorteil vom Edge Computing wäre ganz deutlich, dass man eine Überlastung der Bandbreiten vorbeugen kann. Man muss sich vorstellen, Fabriken sind manchmal nicht zwangsläufig an Lokationen gebaut, wo superschnelle Internetverbindungen herrschen. Also das ist auf jeden Fall mal ein Vorteil, dass man auch mit geringeren Bandbreiten-Kapazitäten arbeiten kann. Und der zweite Vorteil natürlich sind die Latenzzeiten, da spielt immer die Übertragungsentfernung eine große Rolle. Und wenn man sehr schnelle Antwortzeiten auf irgendwelche, also wenn ich zum Beispiel Vorgänge messe und brauche schnelle Rückmeldungen, auch dann kann ich mir über Edge Computing einfach Wege sparen und damit schnellere Reaktionszeiten kriegen. Das wären sozusagen die Vorteile. Und natürlich gibt’s auch, ich glaube, es gibt keine Vorteile ohne auch ein paar Sachen, die man dann auch berücksichtigen muss. Man muss sich vorstellen, natürlich der Aufbau von dezentralen Rechenzentren ist oftmals schon eine Herausforderung. Also es ist sowohl eine Herausforderung an das Personal, wenn dort irgendwas sozusagen kaputtgeht. Wenn dort was kaputtgeht, dann muss vielleicht ein Mitarbeiter dort ausrücken, um dann vor Ort irgendwas zu reparieren. Das ist natürlich der eine Punkt. Ich glaube, über den Punkt Security werden wir dann vielleicht noch mal separat sprechen, aber da gilt‘s natürlich auch, einige Sachen zu berücksichtigen. So das wären so im Großen und Ganzen die Punkte. #00:18:02.2#

 

Stefan Schmugge: Joe, großartig! Jetzt hast du nicht nur die Vorteile, sondern sogar auch gleich schon die Nachteile betrachtet. Vielen Dank dafür! Jetzt machen wir einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit der letzten drei Jahre. Man sieht eigentlich, dass Edge Computing immer mehr en vogue wird, wird immer hyper, alle sprechen darüber in der Fachwelt, in den Fachmedien kriegt man immer häufiger diesen Begriff Edge Computing zu sehen. Man hat fast schon ein bisschen das Gefühl, man defokussiert das arme Rechenzentrum. Lass uns mal über das Thema Rechenzentrum sprechen. Wo stehen wir denn da im Bereich der Data Center, der IT-Infrastruktur im Bereich Rechenzentrum? Wird es das in Kürze gar nicht mehr geben? Fragezeichen. Oder anders gesagt: Sieht man in Zukunft Rechenzentren am Edge und dafür in der Zentrale vielleicht gar nicht mehr? Fragezeichen. #00:18:55.4#

 

Joachim Thomasberger: Nein, also so weit würde ich nicht gehen. Ich meine, wenn wir die Historie vom Cloud Computing uns anschauen, dann war ja schon immer die Diskussion: Wo steht denn die Cloud? Steht die Cloud public oder steht die Cloud private, das heißt innerhalb des Unternehmens, oder gehe ich überhaupt nach außen? Ich glaube, dass man inzwischen durchaus von einem Konsens in der Industrie sprechen kann, dass es eben beides geben muss. Unter dem Schlagwort Hybrid Cloud wird ein Teil der Daten intern verarbeitet, das heißt im internen Rechenzentrum, ein Teil der Daten wird in einem externen Rechenzentrum verarbeitet werden. Und ich denke, dass sich durch das Edge Computing daran auch nichts ändert. Nämlich von der Struktur her. Ich glaube, dass ein zusätzlicher Layer reinkommt und diese zusätzliche Ebene ist eben die des Edge Computing, wo auch schon an den Remote Lokationen Sachen verarbeitet werden. Insgesamt werden die Ergebnisse dieser Edge Computing Rechenoperationen oder Datenverarbeitung sicher wieder irgendwo in die Cloud gehen, denn sie müssen ja unternehmensweit zur Verfügung stehen und nicht nur vielleicht in einer Fabrik. Und eigentlich passiert ja auch, glaube ich, mit den aufbereiteten Daten in sehr, sehr vielen Fällen auch eine zentrale Verarbeitung danach. Erinnere nur daran, dass man eben dann zum Beispiel die Daten aus verschiedenen Fabriken zusammenführt, um gewisse Dinge eben errechnen zu lassen. Das heißt, danach nach dem Edge Computing Rechenzentrum kommen immer noch die Clouds. Und da werden sicherlich auch so wie jetzt schon das hybride Cloud-Modell eine vorherrschende Rolle spielen. #00:20:45.4#

 

Roland Schäffer: Ja, da stimme ich dir zu, das sehe ich tatsächlich auch so, dass dieser Trend dann vielleicht zwischen der Private und der Public Cloud dann in einer hybriden Cloud gelöst werden kann. Wenn man jetzt diesen Ansatz überträgt zum Inhouse-Verarbeiten von Daten und dem am Ende des Netzwerkes, an der Edge, dem Verarbeiten, dann gibt’s also, würdest du sagen, eine Verschiebung des Workloads? #00:21:09.5#

 

Joachim Thomasberger: Ja, das wird so passieren. Es werden inhouse, glaube ich, weniger Daten verarbeitet werden, im Übrigen auch in der Public Cloud, und es wird einiges an das Edge sozusagen an Verarbeitungskapazitäten ausgelagert. Und dadurch werden die zentralen Rechenzentren vielleicht ein bisschen weniger zu tun kriegen. Allerdings glaube ich nicht, dass ein Effekt davon spürbar wird, weil im selben Ausmaß wie vielleicht die Datenverarbeitung dort zurückgeht, kommen neue IoT Devices dazu. Das heißt, insgesamt wird das Datenvolumen dramatisch steigen. Und ich glaube auch, dass zusätzlich, auch wenn wir Edge Computing machen werden, dass das Volumen in den Clouds trotzdem steigen wird. Also das wird nicht dann zurückgehen, sondern durch die steigende Anzahl der Anwendungen wird das auch dort noch steigen. #00:22:09.2#

 

Roland Schäffer: Joe, wenn ich jetzt eine Firma bin und ich möchte jetzt zusammen mit dem Stefan meine Firma an die Edge anschließen oder ich möchte die Edge an meine Firma anschließen, vielleicht lieber so rum, was würdest du denn dem Stefan und mir an die Hand geben an Ratschlägen, was sind die Rahmenbedingungen, um unsere Edge-Niederlassung hochzuziehen? #00:22:30.5#

 

Joachim Thomasberger: Ich glaube, getriggert wird das sicher davon, habt ihr denn heute schon IoT Devices draußen stehen oder habt ihr überhaupt an den Edge Lokationen einen Bedarf Daten zu verarbeiten? Ich würde mir das zuerst mal anschauen, wie schaut denn der Anwendungsfall an. Das heißt, wie viele Daten werden schon in der Niederlassung, in der neuen, generiert? Entweder schon jetzt oder ihr habt ja wahrscheinlich eine Idee davon, was ihr dort machen wollt oder werdet und wie viele Daten dann dort anfallen. Die zweite Frage, die ich mir stellen würde, ist ganz klar auch: Wie sieht‘s denn aus mit Bandbreiten zwischen eurer Hauptniederlassung und dieser Remote Station? Denn sollte die ausreichend sein, wäre es für mich nicht zwangsläufig notwendig, sozusagen ein lokales Rechenzentrum an dieser Lokation zu bauen. Und die dritte Komponente, wie schon gesagt, ich würde mir auch anschauen: Welche Reaktionszeiten braucht ihr denn? Und gibt’s denn überhaupt eine Zwei-Wege-Kommunikation? Denn wenn ihr nur Daten an eurer Fabrik erhebt, um die dann in die Zentrale zu schicken und es aber eigentlich keinen Weg zurück gibt, dann würde man das vielleicht nicht unbedingt brauchen. Das heißt, man muss sich tatsächlich einmal den Use Case ein bisschen anschauen, was will ich denn damit erreichen? Und am Ende des Tages muss es irgendwo eine Unzufriedenheit oder einen Flaschenhals geben, den ich eben damit beben will. Und dann würde ich es einfach so machen, dass ich mir anschaue: Wie viele Daten sind es, was kann ich verarbeiten? Letzten Endes wird man wahrscheinlich irgendwie ein kleines Mini-Rechenzentrum, vielleicht nur einen Server, an dieser Niederlassung einrichten und den dann die meisten Daten erheben lassen, verarbeiten lassen und an die Unternehmenszentrale anbinden. #00:24:35.6#

 

Stefan Schmugge: Also Roland, ich habe es dir noch nicht verraten, ich habe schon eine Idee für unser Start-up. Ich würde nämlich jegliche Surfer an der Küste von Südwestfrankreich mit Sensoren ausstatten, um zu gucken, wie sich denn das Surferlebnis mit der Veränderung des Klimawandels auswirkt. Das wäre meine Start-up-Idee. Ich habe es dir noch nicht gepitcht, aber das wäre jetzt die Idee. Und dann müssen wir uns noch mal überlegen, wie wir das Thema genau mit Edge Computing ans Fliegen bekommen. Ich weiß nur noch nicht, ob wir dafür dann Kapital bekommen, aber das klären wir später. Erstmal anfangen. #00:25:16.2#

 

Joachim Thomasberger: Ich wollte vielleicht ergänzen, ich würde mich gerne für den Piloten zur Verfügung stellt. #00:25:22.8#

 

Roland Schäffer: Da sind wir schon drei, der Elevator Pitch hat gewirkt, Stefan. #00:25:27.1#

 

Stefan Schmugge: Läuft, läuft, läuft! Aber ich habe doch wirklich, bevor wir ins Schwärmen kommen, doch noch eine Frage. Joe hat es gerade eben angerissen, das Thema Verbindung zwischen den Rechenzentren, also zwischen dem Rechenzentrum und dem Edge. Wenn ich mir jetzt wirklich vorstelle, wir beiden oder wir drei gründen ein Start-up, das Edge ist in Frankreich und das Rechenzentrum ist irgendwo in der Mitte von Deutschland. Dann spielt natürlich Bandbreite eine ganz wichtige Rolle. Dann spielt natürlich auch eine neue Technologie wie 5G eine wichtige Rolle. Ist das jetzt eher ein Enabler, also ein roter Teppich für das Thema Edge Computing oder ist das eher ein Stolperstein im Moment noch? Der Grund, warum vielleicht Unternehmen noch nicht auf diesen Zug aufgesprungen sind. #00:26:16.4#

 

Joachim Thomasberger: Gut, also der eine Punkt, der mir dazu einfällt: Erstens ist ja 5G noch bei weitem nicht flächendeckend verfügbar. 5G wird das Problem aber verringern. Ich glaube nur, in demselben Maß, in dem wir Bandbreiten über 5G dazu kriegen, im selben Ausmaß oder vielleicht noch im übersteigenden Ausmaß kriegen wir IoT-Devices dazu, so dass wir am Ende des Tages, glaube ich, keine Kapazitäten auf 5G freihaben werden, sondern eher, ich meine, es gibt ja jetzt schon Initiativen in Richtung 6G. Also es ist einfach so, wenn ich mehr Bandbreite habe, dann ermöglicht das neue Business Cases. Diese neuen Business Cases erzeugen wieder mehr Daten. Das ist sowas wie eine Spirale, die sich gegenseitig hochschaukelt. Es ist uns bisher noch immer gelungen, die Bandbreiten auszunutzen, so wie es denn früher auch immer gelungen ist. Man hat sich früher, wie die ersten Festplatten gekommen sind, gar nicht vorstellen können, was mache ich denn mit 1 Gigabyte Daten, was soll ich denn da draufspielen? Und heute sieht man, das ist sofort in fünf Minuten voll. Also das, denke ich, ist so ein Zyklus, wir werden neue Anwendungsfälle kriegen und wir werden neue Bandbreiten und größere brauchen. Insofern hilft uns 5G schon im Vergleich zu 4G. Und Helfen heißt einfach, Daten schneller an die Zentrale zu bringen. Aber bei der Anzahl der Geräte, die so stark steigt, wird man sich trotzdem früher oder später überlegen müssen, mache ich da einen Teil davon nicht lokal und / oder übertrage ich so viele sinnlose Daten an die Zentrale, die die gar nicht kennen müssen? #00:28:04.7#

 

Roland Schäffer: Perfekter Einstieg für mich. Ich wäre ein sehr schlechter Co-Moderator, wenn ich euch zwei nicht ab und zu mit einem Content-Snack versorgen würde. Deswegen hole ich hier gleich mal meine Snack-Box raus. #00:28:15.2#

 

Stefan Schmugge: Ich bin schon halb verhungert. Ich bin schon halb verhungert. #00:28:18.1#

 

Roland Schäffer: Ja. So siehst du aus. Der Content-Snack: 29 Milliarden, das ist die prognostizierte Zahl der angeschlossenen Geräte, die wir bis 2022 im globalen Netz haben, die um die Aufmerksamkeit in diesem Netz wetteifern werden. So sagt das die Telecommunication Industry Association. Mehr als die Hälfte, also 18 Milliarden, werden davon IoT-Geräte sein. Das wirft natürlich Fragen auf, Joe, wie du es schon angesprochen hast, in Bezug auf diesen Datentransfer und die Datenverarbeitung. Also wird das handelbar sein? Aber auch spannend, finde ich, müssen sich dann Unternehmen wieder vielmehr verstärkt mit der Qualität der Daten auseinandersetzen? #00:29:03.4#

 

Joachim Thomasberger: Ja, absolut! Bandbreiten, also große verfügbare Bandbreiten ermöglichen immer auch Use Cases, wo Daten übertragen werden, die vielleicht nicht zwingend erforderlich sind. Also ich gebe euch mal ein Beispiel, das ist auch schon so ein Anwendungsbeispiel. Es gibt relativ viele Anwendungen, die sich mit Predictive Maintenance beschäftigen. Das heißt, es wird irgendwo an einem Bauteil ein Sensor angebracht, in regelmäßigen Abständen, lass es uns mal sein jede Stunde, nachschaut, ob das Ding noch funktioniert oder nicht. Und wenn es einen Anflug eines Defekts gibt, dann wird an die Zentrale zurückgemeldet. Wie passiert das heute ohne Edge Computing? Das sitzt eben der Sensor und schickt jede, in unserem Beispiel halt, jede Stunde irgendwie Daten an das Rechenzentrum in der Zentrale. Das macht der deswegen, weil Datenkapazitäten jetzt verfügbar sind. Ist aber eigentlich für die Operation nicht zwingend erforderlich, denn eigentlich möchte das Rechenzentrum in der Zentrale nur dann informiert werden, wenn eben irgendwelche defekten Daten, also wenn Daten auf einen Defekt hinweisen. Und dann sollte die Zentrale involviert werden. Also wäre es wünschenswert, wenn diese Daten, die von dem Sensor kommen, gleich mal dort verarbeitet werden, und der nur dann zurückmeldet, wenn es wirklich einen Grund gibt, einen Einsatzfall abzuwickeln. Und so sehe ich das, so sind jetzt heute Datenkapazitäten in den Leitungen verfügbar und deswegen werden die auch genutzt. Ich glaube, je knapper das wird, und das ist offensichtlich auch der Fall, dann werden sich die Anwendungsfälle auch auf wesentliche Dinge konzentrieren und eine Menge der Daten nicht mehr übertragen wollen. #00:30:57.3#

 

Stefan Schmugge: Wir machen einen kleinen Ausflug in Richtung Sicherheit. Jetzt haben wir vorhin schon gesagt, Edge Computing hat den Charme, dass wir nicht alle Daten, die an den Sensoren oder an meiner Fertigungsstraße, meinem selbstfahrenden Auto anfallen, direkt über die Leitung pumpen, sondern dass wir sie eigentlich voraggregieren, aufbereiten und dann erst bestimmte Deltas rüberschicken. Das heißt, man könnte sagen, Edge Computing macht das ganze Leben der IT ein bisschen sicherer, weil wir immer nur sehr komprimiert Daten-Deltas übertragen. Ich gehe mal davon aus, das ist nicht nur der einzige Vorteil, den es gibt. Vielleicht kannst du uns ein bisschen aufklären über weitere Vorteile, die wir im Edge Computing finden in Bezug auf Sicherheit? #00:31:41.2#

 

Joachim Thomasberger: Ja, gerne! Na ja, einer der Vorteile ist ganz zweifellos der, dass immer nur Bruchstücke an Daten übertragen werden. Und zwar meine ich damit Bruchstücke an Daten auch eines Unternehmens. Das heißt, ein Einbruch in ein Datacenter würde einem Einbrecher gleich mal das gesamte Set an Daten zur Verfügung stellen oder beziehungsweise durch den Einbruch eben zugänglich machen. Wenn ich Daten nicht im Rechenzentrum verarbeite, sondern in einem Remote, kleinen Edge Rechenzentrum, dann würde ein Einbruch dort eben nur ermöglichen, auf die Daten zuzugreifen, die auch in dieser, du hast das Beispiel der Fabrik genannt, die auch in dieser Fabrik angefallen sind. Das hat schon einen ganz enormen Vorteil, weil ich sozusagen diesen Single Point auf Failure auf viele verschiedene Lokationen zumindest mal verteile. Und wenn du jetzt darüber nachdenkst, dass diese Lokationen vielleicht auch noch weltweit verstreut sind oder zumindest mal in unterschiedlichen Ländern verstreut, dann könntest du dir überlegen, dass ich das Rechenzentrum in ein besonders sicheres Land hinstelle, während die Fabriken, wenn die irgendwo stehen, dann könnte es sich positiv auswirken, dass selbst, wenn dort Daten abgegriffen werden können, eben keine kritischen Daten oder keine unternehmenskritischen Daten dabei sind. Das hätte schon einigen Charme. Auf der anderen Seite, Stefan, du weißt das auch aus deiner Erfahrung, ist es natürlich so, dass du dann auch dafür sorgen musst, dass du deine Remote Lokationen wirklich auch Security-mäßig auf den letzten Stand bringst. Und das ist natürlich ein verteiltes Problem, dann noch mehr als ein zentrales Problem. Und einer der Hauptpunkte, warum Unternehmen schon vor Jahren beschlossen haben, auch in die Cloud zu gehen, ist einfach, um diesen Security-Aspekt auszulagern und zu zentralisieren, nämlich dorthin, wo dann die größten Spezialisten sich nur mehr um ein Environment kümmern müssen oder um eine Infrastruktur. Das müsste man dann natürlich multiplizieren. #00:34:09.1#

 

Roland Schäffer: Das macht Sinn. Wie können jetzt Nutzer eine sichere Datenverarbeitung hier herstellen und gewährleisten? #00:34:15.4#

 

Joachim Thomasberger: Im Wesentlichen gilt das, was sie im zentralen Rechenzentrum ohnehin machen, also das, was sozusagen gelebte Praxis ist, einfach auf die Remote Lokationen auszudehnen. #00:34:28.6#

 

Roland Schäffer: Keine USB-Sticks vom Parkplatz einstecken. #00:34:32.6#

 

Joachim Thomasberger: Ich glaube, das ist relativ straight forward, weil die meisten Unternehmen haben ohnehin eine Security Policy, die hoffentlich den modernen Anforderungen genügt. Und dann bräuchten sie eigentlich nur das repetitiv auf die anderen Lokationen übertragen. #00:34:53.1#

 

Stefan Schmugge: Jetzt könnte man sagen, der clevere Finanzier im Unternehmen sagt, ha, wenn ich so viele verschiedene Single Point of Failures habe, dann muss ich diese einzelnen Edge Lokationen und die Architektur oder Infrastruktur darin gar nicht hochverfügbar ausstatten. Denn dann kann ruhig mal eine Fertigungslinie abrauchen mit dem kleinen Rechenzentrum. Ist ja kein Problem, ich habe noch fünf andere. Wie hoch soll man denn den Grad der Paranoia da jetzt treiben? Meinst du, ist egal, wenn da so ein Rechenzentrum mal wegfliegt oder keinen Strom mehr hat? Oder ist das Thema Hochverfügbarkeit trotzdem wichtig, auch in der Edge? #00:35:32.2#

 

Joachim Thomasberger: Gut, letztendlich hängt das natürlich vom Anwendungsfall ab. Die Anwendungsfälle, die ich kenne, ich nehme zum Beispiel mal Fabriken in der Automotive Industrie, die prädestiniert sind für solche Modelle, die können sich auch nicht leisten, dass eine einzige Fabrik sozusagen keine Daten mehr liefert. Weil das sind Produktionsdaten, wie machst du denn das, also jetzt in der Praxis, kriegst du dann von einem Tag jetzt plötzlich keine Daten mehr und weißt nicht, was produziert wurde? Das geht natürlich nicht. Das heißt, auch diese Edge Lokationen müssen dann ausfallsicher sein. Also das sehe ich nicht. Aber kommt vielleicht wirklich ein bisschen drauf an. Wenn du das andere Beispiel, das ich vorher genannt habe, das Predictive Maintenance Beispiel nimmst, wo ein Sensor jede Stunde erhebt, sollte der mal eine Stunde ausfallen, ja, denke ich, wäre das wahrscheinlich akzeptabel von einem Risikolevel. Aber das ist ja auch für einen IT-Manager ein Alltagsproblem, nämlich: Wie oft oder wie schnell baue ich Redundanz ein, um mich gegen Risiken abzusichern? Da wird halt das Risiko zuerst erhoben und dann wird das halt umgerechnet in finanzielles Risiko. Und dann schaue ich halt einfach, ist die redundante Infrastruktur teurer als wie das Risiko, das ich habe, dass ich die Daten verliere. Das ist, glaube ich, für einen IT-Manager keine ganz besonders tolle Herausforderung. Der schaut sich den Use Case an und wird dann wissen, was damit zu tun ist. #00:37:06.5#

 

Roland Schäffer: Jetzt ist das Rechenzentrum natürlich noch nicht gleich abgeraucht, aber Predictive Maintenance muss vielleicht auch durchgeführt werden mit anderen Programmen oder Migrationen für dieses Edge Rechenzentrum, also muss Wartung gemacht werden. Jetzt ist das oft nicht verfügbar an Remote Locations von diesem Edge Rechenzentrum. Wie würdest du das dann händeln? #00:37:28.3#

 

Joachim Thomasberger: Ich glaube, was auf jeden Fall notwendig ist, und auch das gibt’s in den meisten Unternehmen, man muss halt ein Remote Management Konzept in irgendeiner Form haben, so dass ich nicht nur, also im Client-Bereich ist das ja heutzutage gang und gäbe, niemand geht mehr zu einem Laptop und repariert den, zumindest nicht in großen Unternehmen. Und da sind wir wieder zurück bei dem Thema, für welche Anwendungsfälle macht denn das Sinn. Aber wenn ich 2000 Laptops zu betreuen habe, gehe ich auch nicht zu jedem einzelnen mit einem USB-Stick hin. Sondern es gibt Konzepte wie ich Remote Wartung mache und solche Remote-Wartungskonzepte wird es in großen Unternehmen wahrscheinlich ohnehin schon geben, müsste in dem Fall auch für die Edge Computing Server Environments gemacht werden. Das ist klar. Weil ich glaube, sonst wird es zu kostspielig. Also dass nämlich wirklich physisch von Personen machen zu lassen, das macht heutzutage, glaube ich, niemand mehr. Dennoch am Ende des Tages, das muss man einfach sagen, bleibt schon ein gewisses Restrisiko oder eine gewisse Restwahrscheinlichkeit, dass man dann physisch dort tatsächlich jemanden hinschicken muss. Ich denke, ich sage nur zum Beispiel, der Aus- und Einbau von irgendwelchen Teilen, wenn dort ein Memory abbrennt, dann muss ich jemanden hinschicken, der das Memory wechselt. Das wird natürlich der Fall sein, aber in den meisten Unternehmen ist das gelebte Praxis. Ich glaube nicht, dass da was Besonderes an die Leute dazukommt, außer eben verschiedene Lokationen. Und da könnte schon das Problem entstehen, wenn wir so wie vorhin besprochen diese Lokationen in verschiedenen Ländern sind, dann ist das natürlich aufwendig. Also da muss man sich schon darüber Gedanken machen, wie, wenn mir in Singapur ein Server abraucht, wie kann ich den durch lokales Personal warten lassen, muss ich jemanden rüber fliegen? Und das ist auch schon einer der Punkte, wo wir vorher schon mal drüber gesprochen haben, das ist schon was, das ich mir vorher überlegen sollte, weil das natürlich auch Kosten verursacht. #00:39:38.8#

 

Roland Schäffer: Mit Sicherheit. #00:39:40.5#

 

Stefan Schmugge: Ich hirne die ganze Zeit auf einer Sache rum, die du vorhin so ein bisschen als Vorteil dargestellt hast, nämlich: Ich habe nicht einen Single Point of Failure, sondern ich habe mehrere. Ich kann mir also auch ruhig mal erlauben, dass eine kleinere Lokation, so ein Edge Rechenzentrum ausfällt. Jetzt betrachte ich nochmal das Thema Sicherheit. Wenn ich mir das klassische Sicherheitskonzept anschaue, dann mache ich es so: Ich habe einen riesengroßen Burggraben um meine Burg herum gebaut. Ich ziehe die Zugbrücke hoch und sage „Ich bin safe“. Jetzt habe ich durch die verschiedenen Edge Rechenzentren eigentlich mehrere kleine Burgen. Ist dann die Frage: Habe ich da nicht mehrere Angriffspunkte? Bin ich dann nicht vielleicht leichter verwundbar, als wenn ich nur eine große fette Burg habe? #00:40:24.4#

 

Joachim Thomasberger: Diese Analogie zu deiner Burg, die teile ich bis zu einem gewissen Grad. Denn natürlich ist es so, dass du im zentralen IT-Rechenzentrum wahrscheinlich deine stärksten Anstrengungen unternehmen wirst. Auf der anderen Seite ist es auch so, wenn du diesen Weg einmal gegangen bist und du hast deine Hauptburg eben mit der Zugbrücke gut abgesichert, dann weißt du, welche Zugbrücke bei euch, wie hoch muss ich sie machen? Und dann wäre es natürlich auch vielleicht gar nicht so ein dramatischer Akt, genau diesen selben Vorgang in den Remote Lokationen zu machen. Das heißt, ganz einfach gesprochen, das Security Konzept, das du in deiner Hauptniederlassung oder in deinem Rechenzentrum verwendest, einfach eins zu eins auf die Remote-Niederlassungen überzustülpen. Und da ist viel Arbeit, weil viel Arbeit von dieser Security sind ja konzeptionelle Maßnahmen. Ich muss mir vorher überlegen, wie mach ich es denn tatsächlich? Da ist dann viel Arbeit schon passiert. Und das Ausrollen, ich gebe schon zu, das wird vielleicht ein paar Dollar auch kosten, du musst Software wahrscheinlich in verschiedenen Ländern, du brauchst mehr davon, du brauchst vielleicht auch mehr Hardware davon, aber ich glaube, das ist kein so großer Akt, wenn das Security-Konzept einmal steht. Ganz vereinfacht gesprochen: Auch wenn du in deinem Rechenzentrum einen Server hinzufügst, würdest du dasselbe Security-Konzept einfach auch auf diesem Server anwenden und deswegen sehe ich das nicht als große Herausforderungen. #00:42:11.9#

 

Stefan Schmugge: Joe, ich weiß nicht, wie es dir geht, einen kleinen Snack hatten wir schon, aber ich hätte schon wieder ein bisschen Hunger oder Durst oder beides? #00:42:20.6#

 

Joachim Thomasberger: Absolut, Stefan! Ich stimme dir total zu. Also los geht’s! #00:42:24.2#

 

Roland Schäffer: Dann raus damit! Der Edge Computing Markt wird voraussichtlich bis Ende 2021 ein Volumen von ungefähr acht Milliarden US-Dollar erreichen. Dieser Bereich wächst so schnell und mittlerweile haben den auch Behörden und mittlerweile Kommunen, Länder und Städte für sich entdeckt, und zwar Investitionen in Smart City Technologien in Betracht zu ziehen. Wir haben das schon mal, die geneigten Hörerinnen und Hörer wissen das, in der Podcast-Folge 14 mit Jacek Burger drüber gesprochen über Smart Citys. Dadurch die Frage an dich, Joe, wie smart sind unsere Städte heute und kommt da Edge Computing zum Einsatz? #00:43:05.8#

 

Joachim Thomasberger: Wie smart unsere Städte sind, hängt von den Städten ab, würde ich ein bisschen sagen. Hängt auch natürlich davon ab, wie viel Budget für solche Projekte vorhanden ist. Aber es gibt ja durchaus, also es gibt sehr gute positive Beispiele, positiv im Sinn von technologisch sehr advanced. Ich sag mal Singapur, Dubai, die haben schon sehr viel gemacht. Bei uns, ich glaube, Europa ist so ein bisschen im Mittelfeld und natürlich gibt’s auch jede Menge Städte, bei denen ist an smarte Infrastrukturen noch gar nicht so zu denken. Ich glaube prinzipiell, dass der Bereich großes Wachstumspotential hat. Und Potential meine ich jetzt auch aus dem Blickwinkel, dass man gar nicht darumkommen wird, gewisse Problemlösungen eben mit IT-Infrastrukturen zu lösen. Und weil du das Smart City Beispiel eben schon gebracht hast, dann würde ich auch sagen: Alles, was so an autonomem Fahren oder selbststeuernde Autos oder Automobile in jeglicher Hinsicht, machen ohne eine Smart City ja überhaupt keinen Sinn. Weil ich brauche ja auch die Infrastruktur rundherum. Und eigentlich ist das autonome Fahren und die IT, sozusagen Umwandlung von einem Auto in ein IT Device, eine ganz spannende Aufgabe, wo wir erst am Anfang stehen. Das heißt, da wird noch ganz, ganz viel passieren. Und das macht mich auch glauben, dass im Edge Computing, wir haben Fabriken, wo wir am Anfang stehen, wir haben Smart Citys, wo wir am Anfang stehen, es gibt sehr viele Anwendungsfälle, die noch gar nicht durchdekliniert sind. Deshalb glaube ich auch, es wird ein boomender Markt mit einer großartigen Zukunft sein. #00:45:03.3#

 

Stefan Schmugge: Oh, das ist mein Stichwort: Noch lange nicht am Ende. Da steige ich gleich ein. Unser Podcast heißt ja nicht umsonst Road to 2030, wir möchten nämlich mit unseren Gästen immer ein bisschen in die Zukunft schauen. Jetzt hat Roland gerade schon angeteasert, was für ein enormes Potenzial dieser Markt von Edge Computing bildet: über sieben Milliarden Dollar Potenzial. Und auf der einen Seite haben wir vielleicht das Unternehmen, was eine Diamantenmine angeboten hat, wo der Ausfall von Edge Computing gar nicht so wichtig und gar nicht so kritisch ist. Auf der anderen Seite haben wir aber vielleicht ein selbstfahrendes Auto, wo der Fahrer oder die Fahrerin es gar nicht unbedingt so witzig findet, wenn der Bremsassistent, der über Edge Computing angeboten ist, nicht reagiert im Zweifelsfall. Von daher lass uns doch noch mal, Joe, in die Zukunft gucken und dir die Frage stellen: Wie sieht Edge Computing denn in 2030 aus? #00:46:01.2#

 

Joachim Thomasberger: Du hast ein wunderbares Beispiel gebracht, nämlich das Beispiel aus dem Auto. Und willst du eben traditionellerweise so autonomes Fahren abbilden, dann müsstest du heutzutage jedes Auto in eine Zentrale die Daten schicken lassen und aus der Zentrale wieder zurück. Das wird einfach nicht funktionieren. Das heißt, es bedarf dieses Edge Computing Prinzips. Das ist auch in manchen Städten zumindest schon mal pilotiert. Also wenn man in Zukunft über autonomes Fahren redet, dann müssen wir zwangsläufig Edge Computing ins Spiel bringen, wo wir zum Beispiel Rechner in die Straßenlaternen oder in Ampelanlagen verbauen. Also das heißt, kurz gesagt, Stefan, es wird explosionsartige Zunahmen von dieser Edge Computing Thematik geben, weil sie für viele unserer Lebensbereiche, und eben nicht nur für Produktion, sondern auch unser eigenes Consumer-Leben, dringend notwendig ist, und aus meiner Sicht auch alternativlos ist. #00:47:11.3#

 

Stefan Schmugge: Cool! Mein Sohn würde jetzt an der Stelle sagen: „safe Anwort, safe Antwort“. #00:47:16.6#

 

Roland Schäffer: Joe, wie schaffst du es, deinen Freunden, deiner Familie dieses Edge Computing Thema, aber auch das Thema, das es in der Zukunft spielen wird, zu visualisieren? Wie erklärst du das? #00:47:27.1#

 

Joachim Thomasberger: Das ist gar nicht so schwierig, weil wir ja auch in unserem persönlichen Leben immer mehr an Daten generieren, die wir, Stand heute, ungefiltert an die Cloud schicken. Also ich sag mal all die ganzen YouTube Videos, Instagram Storys, was immer wir da haben. Und schon da merken wir natürlich, dass wir teilweise die Bandbreiten, unsere eigenen persönlichen Bandbreiten überfordern. Könnte also durchaus sein, dass wir, wenn ich heute ein Video an meine Frau schicke, die drei Meter neben mir steht, dann geht das da quer durch ganz Europa und kommt bei ihr wieder an. Könnte ich mir ja auch vorstellen, ob ich das nicht sozusagen, mein Haushalt wäre so eine kleine Edge-Lösung, ob ich das nicht besser lösen kann. Also es wird uns alle betreffen. Und wie ich es den Leuten erkläre? Klar, autonomes fahren, ist, glaube ich, das beste Beispiel dazu. Du willst nicht, dass deine Daten zuerst in die Cloud geschickt werden und dann zurück, wenn das Auto eine Entscheidung treffen will, wird es bremsen oder nicht. Und dann muss das irgendwie auf kürzerem Weg funktionieren und dann bist du schon mittendrin im Edge Computing. #00:48:41.8#

 

Sie haben Ihr Ziel erreicht

 

Roland Schäffer: Eine wunderbare Antwort, auch sehr philosophisch. #00:48:55.2#

 

Stefan Schmugge: Definitiv! Und damit auch ein schönes Schlusswort für unsere heutige Folge. Ich schicke nochmal ein demütiges Dankeschön raus an meinen Co-Moderator und Snack-Reicher Roland. Und natürlich last but not least an dich, Joachim, Joe Thomasberger von Intel, herzlichen Dank, dass du bei uns warst und uns einen Helikopter-View vom Thema Edge Computing mitgebracht hast. Wir lassen dich jetzt einfach an der nächsten Ecke mal raus und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.  Mach’s gut! #00:49:29.6#

 

Joachim Thomasberger: Vielen Dank für die Einladung und tschüss! #00:49:32.2#

 

Stefan Schmugge: Tschüss, Joe! Mach’s gut! #00:49:34.1#

 

Roland Schäffer: Damit sind wir heute auch schon wieder am Ende unseres Technologiedialogs. Die Zeit ist wieder geflogen. Vielen Dank auch von meiner Seite an unseren heutigen Mitfahrer Joachim für die spannenden Ein- und Ausblicke. Wirklich eine Technologie mit viel Potential. Wenn ihr unseren nächsten Podcast nicht verpassen wollt, dann findet ihr uns auf Spotify, Apple Podcast, Amazon, Deezer, SoundCloud, YouTube und natürlich in der Dell Technologies Mediathek. Wenn euch die Folge gefallen hat, dann würden wir uns super freuen, wenn ihr unseren Podcast abonniert und uns auch eine kleine Bewertung dalasst. Seid gespannt auf die nächste Folge, wir haben Hannah Strobel zu Gast. Und damit geht’s weiter Richtung 2030. Ich freue mich drauf. Bis dahin! #00:50:21.8#

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