Der Traum smarter Städte

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Die Weltbevölkerung wächst rasant, immer mehr Menschen zieht es in die Stadt. Allein in Deutschland werden bis 2030 knapp 80 Prozent der Bevölkerung in Städten leben und der Trend zu „Mega-Cities“, stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Wie lässt sich das Leben künftig fortschrittlich, klimaschonend und lebenswert gestalten? Darüber spricht Stefan Schmugge  mit Jacek Burger, Experte für Smart Mobility und Smart City.

“"Die Städte die für mich definitv zu den Vorreitern zählen, sind Hamburg mit seiner intelligenten Bauplanung, Darmstadt - eine Stadt die schon viel geforscht hat, intelligente Sensoren verbaut hat und Temperaturen und Geräuschpegel zu messen, um die Verkehrsbelastung zu messen und steuern, Aschaffenburg entwickelt sich auch in diese Richtung."”

— Jacek Burger

Guest List

  • Jacek Burger Projektleiter Embedded Systems & KI, EDAG Electronics
  • Stefan Schmugge Moderator, Dell Technologies
  • Maria Nestroi Co-Moderatorin, Dell Technologies

Die Route ist berechnet. Ziel 2030.

 

Maria Nestroi: Herzlich willkommen auf der Road to 2030, dem Podcast zu Technologie und Gesellschaft von Dell Technologies. Unser heutiger Gast ist Jacek Burger, Experte für Smart Mobility und Smart City. Ich bin Maria und bin heute wieder euer Co-Host und eure Snack-Beauftragte und werde euch zwischendrin immer wieder mit leckeren Content-Snacks versorgen. Seid Ihr bereit? Dann Anschnallen nicht vergessen! #00:00:39.4#

 

Heute sitzt am Steuer unseres Zukunfts-Mobils wieder Stefan Schmugge. Hallo Stefan! Wie geht’s dir heute? #00:00:48.8#

 

Stefan Schmugge: Hallo Maria! Mein Gott, es ist schon wieder zwei Wochen her. Ich habe nicht nur den Podcast vermisst, sondern ich habe auch dich vermisst, ich habe das Quatschen und das Mikrofon vermisst, und freue mich sehr auf die heutige Folge. Wir beschäftigen uns nämlich heute mit einem spannenden Thema, nämlich mit intelligenten Städten, sogenannten Smart Cities. Ich frage mich an der Stelle immer: Warum müssen Cities eigentlich smart sein? Mir würde eigentlich schon reichen, dass ich ein smartes Parkhaus habe, in dem das Parkhaus mich zum Beispiel daran erinnert, wo ich mein Auto geparkt habe. Das vergesse ich nämlich andauernd. Oder mir einfach sagen würde, dass ich zum Beispiel, kurz bevor die Stunde abläuft, vielleicht zum Parkhaus zurückgehe, damit ich nicht mehr als eine Stunde Parkgebühren zahlen muss. Aber ich bin gespannt, ob das auch zum Thema Smart Cities dazugehört. Wir sprechen heute darüber, warum steht Städte intelligent sein müssen, welchen Nutzen Menschen davon haben? Und dafür haben wir uns einen extrem spannenden Gast eingeladen, wie du schon gesagt hast, Maria, nämlich Jacek Burger. Hallo Jacek! Grüß dich! Geht’s dir gut? Fühlst du dich wohl, sitzt du bequem? #00:01:56.2#

 

Jacek Burger: Hallo Maria, hallo Stefan! Mir geht’s hervorragend und ich freue mich sehr, heute dabei zu sein. #00:02:02.6#

 

Stefan Schmugge: Großartig! Lass uns ganz kurz dich ein bisschen vorstellen. Du bist 34 Jahre jung und hast eine Leidenschaft damals geteilt als kleiner Junge, die ich auch geteilt habe, nämlich, du wolltest ursprünglich mal Astronaut werden. Und wie es sich für jeden Astronauten gehört, hast du dann natürlich auch die klassische Jungen-Laufbahn gewählt, nämlich Interesse an Physik, Mathematik und Astronomie. Bist am Ende aber doch nicht Astronaut geworden, sondern hast als Projektleiter im Bereich Embedded Systems und Artificial Intelligence bei der EDAG angefangen, im schönen Lindau. Vielleicht kannst du uns jetzt noch etwas von dir persönlich vorstellen, was wir noch nicht wissen. #00:02:47.0#

 

Jacek Burger: Stefan, vielen Dank für die Einleitung. Du hast auf den Punkt gebracht, also mein Lebenstraum war immer, Astronaut zu werden. Das hat mich schon von klein auf interessiert. Die Weite, die Unendlichkeit, das Mysteriöse und das Unbekannte, die ganzen physikalischen und mathematischen Themen, die begeistern mich heute genauso. Auch passend dazu interessiere ich mich natürlich auch sehr dafür, egal ob ich heute im Automotive-Bereich gelandet bin und nicht in der Astrophysik oder als Astronaut. Und wo diese Leidenschaft des Unbekannten auch herkommt, finde ich auch wieder in meinem aktuellen Teilbereich. Du hast ja gesagt, im Bereich Embedded Systems und Künstliche Intelligenz, genau da finde ich diese Unbekannten wieder. Also eine Innovation, ein Themenfeld wie Künstliche Intelligenz ist für mich genauso spannend wie die Astrophysik oder auch genau dieses Themenumfeld von diesen vielen Unbekannten. Als Ingenieur mit Leidenschaft und Visionär brenne ich genau für solche zukünftigen Themen, auch wie für Smart Cities. #00:04:04.2#

 

Stefan Schmugge: Sehr schön! Dann lass uns zum Aufwärmen erst mal eine kurze Runde Speed-Check machen. Ich stelle dir eine Frage und du antwortest, welche der beiden Varianten du am ehesten präferieren würdest. Ich fang mal an mit der einfachen Variante. Bist du ein Früh- oder ein Spätaufsteher, wenn du kannst? #00:04:23.4#

 

Jacek Burger: Frühaufsteher, definitiv. #00:04:25.1#

 

Stefan Schmugge: Im Bereich Filme, beim Genre Comedy oder Horror? #00:04:29.1#

 

Jacek Burger: Horror. #00:04:30.7#

 

Stefan Schmugge: Schokolade oder Chips? #00:04:32.1#

 

Jacek Burger: Absolut Chips, ich liebe Chips über alles. #00:04:34.7#

 

Stefan Schmugge: Großartig! Jeans oder Jogginghose? #00:04:38.4#

 

Jacek Burger: Jeans. #00:04:39.0#

 

Stefan Schmugge: Text oder Anruf? #00:04:41.3#

 

Jacek Burger: Anruf, ganz klassisch wie früher. #00:04:44.2#

 

Stefan Schmugge: Finde ich gut. Oldschool, warum soll man Dinge auf zwei Seiten lang tippen, wenn man auch ganz kurz anrufen kann. Twitter oder LinkedIn? #00:04:51.9#

 

Jacek Burger: LinkedIn, definitiv. #00:04:53.4#

 

Stefan Schmugge: Und letzte Frage noch: Experte oder eher Allrounder? #00:04:57.3#

 

Jacek Burger: Allrounder. #00:04:58.6#

 

Stefan Schmugge: Prima! Dann würde ich sagen, wir starten direkt ins Thema. Du hast schon kurz beschrieben, dass du Projektleiter bist in diesem Bereich Embedded Systems und Künstliche Intelligenz bei der EDAG. Vielleicht kannst du nicht nur uns, sondern auch die Hörerinnen und Hörer kurz mitnehmen, was genau macht die EDAG und was genau machst du in diesem speziellen Bereich? #00:05:22.1#

 

Jacek Burger: Die EDAG als Konzern, also die EDAG Group, ist im Hauptbereich Automotive tätig. Wir haben drei Divisionen, die sind unterteilt einmal unter die EDAG Produkt Solution. Diese Division beschäftigt sich stark mit der Industrialisierung, also sprich, Prozessplanung, Anlagenbau, Anlagenoptimierungen, die ganze Planung, auch Entwicklung für Kunden et cetera pp. Dann gibt es eine Division, die heißt Vehicle Integration. Das sind die Kollegen, die sich genau mit dem Fahrzeugkonzept beschäftigen, sprich, von dem Design auf einem Blatt Papier bis hin zur Entwicklung der Karosserie, der Elektrik, der Steuerung und auch des ganzen Drumherums, auch der Kommunikation. Und dann gibt’s natürlich die Division EE, Electric und Electronics, an der ich angesiedelt bin. Hier geht es rund um die Elektrifizierung im Fahrzeug, Stichwort zum Beispiel E-Mobility, Battery Systems, Künstliche Intelligenz, Embedded Systems, dann auch noch Software-Entwicklung im Bereich autonomes Fahren. Also das Spektrum ist sehr, sehr breit gefächert. Mit knapp 9000 Mitarbeitern sind wir ein Entwicklungsdienstleister, der sich auch besonders hervorhebt, weil wir jetzt nicht nur den Kunden bedienen, sondern auch eigene innovative Projekte beziehungsweise Produkte jährlich auf den Markt bringen. Also unter anderem passen auch heute zum Thema, ist ja unser EDAG CityBot, grad in dieser Woche läuft ja die Premiere, die Vorstellung dazu. Ich denke, das ist ein sehr interessanter Punkt, den wir auch später im Gespräch mit aufnehmen können, und darauf freue ich mich sehr. #00:07:15.5#

 

Stefan Schmugge: Das werden wir im Laufe unseres Podcasts auf jeden Fall noch tun. Wir sprechen heute über Smart Cities. Ich bin ein extremer Fan von Begriffsdefinition gleich am Anfang. Das Wording oder das Schlagwort Smart Cities taucht ja in verschiedenen Zusammenhängen auf. Von daher wäre es großartig, wenn wir kurz erklären könnten: Was genau ist denn jetzt eine Smart City? Und welche Idee steckt dahinter? Wie kann man das am einfachsten erklären? #00:07:42.5#

 

Jacek Burger: Stefan, perfekt! Im Prinzip habe ich mir auch schon einige Gedanken vor dem Podcast gemacht, weil ich genau diese Frage erwartet habe. Wie bringe ich das in einen Satz? Wie bringe ich dieses große globale Thema auf den Punkt? Dazu Folgendes: Für mich, also meiner Ansicht nach, ist eine Smart City oder eine Smart City soll die Welt des Menschen, der Tiere und der Natur vereinen, in Stichworten wie Nachhaltigkeit, Einigkeit. Das macht für mich persönlich eine Smart City aus. Das gemeinsame Leben, Mensch, Natur und der Tierwelt. Ich finde, das bringt das wirklich sehr, sehr gut auf den Punkt. Ab da beginnt auch eine Smart City für mich. #00:08:34.9#

 

Stefan Schmugge: Jetzt stelle ich mir die Frage mit meiner Einleitung zum Thema smartes Parkhaus und so weiter und so fort: Warum brauchen wir überhaupt intelligente Städte? Fragezeichen. #00:08:45.4#

 

Jacek Burger: Die Städte von heute sind ja schon massiv überladen, das heißt, das Parkhaus-Problem oder Parkplatz-Problem, was du vorhin angesprochen hast, ist ein ganz, ganz tolles Beispiel. Wir können natürlich auf der einen Seite sagen, wir schaffen intelligente Parkplätze, die dir das Parken vereinfachen, die dir genau diese Dienstleistung bequemer machen. Aber auf der anderen Seite, wenn wir mehr Parkplätze schaffen, arbeiten wir gegen ein gewisses Konzept dagegen. Sprich, wir wollen ja die Städte vom Verkehr entlasten durch intelligente Systeme, Mobilitätssysteme oder andere Fortbewegungsmittel. Das heißt, wenn wir den Verkehrsfluss aus der Stadt heraushalten sollen oder wollen, dann sollten wir uns vielleicht überlegen, diese Flächen, die wir für Parkplätze nutzen, eher für andere Sachen zu nutzen und nicht für Parkflächen. Das heißt, das Konzept, die Idee für das, was wir wollen, oder für das, was wir dahinter stellen, muss bei uns auf jeden Fall stark diskutiert werden. In welche Richtung bewegt sich dann eine Smart City, in welche Richtung will sich dann eine Smart City bewegen? Und das gilt es natürlich zu fragen. Klar, die intelligenten Parksysteme, die können wir schaffen, da sind wir heute auch schon aktuell dabei. Brauchen wir diese, wenn wir generell den Verkehrsfluss in der Stadt mindern wollen? #00:10:15.7#

 

Stefan Schmugge: Was mir dazu immer einfällt, ist das Thema wachsende Weltbevölkerung. Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Stadt. Also quasi von dem Fleck, an dem sie aufgewachsen sind bei den Eltern in die großen Metropolen. Vielleicht ist das ja auch ein Ansatz zu sagen, je voller diese Metropolen werden und je mehr Menschen dort einziehen beziehungsweise ihr Zuhause finden, umso wichtiger ist eigentlich eine Smartifizierung einer solchen Metropole oder einer solchen Großstadt. Stimmst du da zu? #00:10:49.1#

 

Jacek Burger: Absolut! Und das ist ja dieser Trend, den wir heutzutage beobachten. Das hast du genau auf den Punkt gebracht. Die Menschen zieht es in die Städte, sie fühlen sich auch bedingt der Technik auch immer wohler in den Städten, es werden auch viel mehr Möglichkeiten geboten, auch die Arbeitsplätze verlagern sich mehr in Richtung Stadt. Also der Trend geht definitiv, und das belegen ja auch Zahlen, wieder in Richtung große Städte, Städte werden wachsen. #00:11:19.7#

 

Stefan Schmugge: Ich würde gern noch eine Begriffsdefinition beziehungsweise eine Aufgliederung vorher klären, nämlich der Begriff Smart Cities steht ja für die Nutzung von digitaler Technologie in verschiedensten Bereichen der Gesellschaft, meistens in Bezug auf Städte und Gemeinden. Lass uns doch mal kurz aufteilen, und vielleicht auch hast du ein paar Beispiele von uns, Jacek, aus wie viel unterschiedlichen Bereichen dieser Begriff Smart Cities überhaupt besteht? #00:11:51.1#

 

Jacek Burger: Absolut! Hier konnte ich auch wieder in den letzten Berichten oder in den Zeitschriften, die ich durchgelesen hatte, wieder auch neue Begriffe mit aufnehmen. Wir haben unter anderem die intelligente Vernetzung, also die Smart Grids. Das heißt, eine intelligente Stromverteilung durch die maschinelle Kommunikation, die wir hier mit einfließen lassen können, sprich, benötigt der, ich sag mal vereinfachtes Beispiel, benötigt der Kühlschrank in X Haushalten zu einem Zeitpunkt X auch eine gewisse Strommenge beziehungsweise wie viel Bedarf an Verbrauch ist denn da, wie kann ich diesen Bedarf, diesen Verbrauch steuern intelligent und somit die optimale Nutzung an unsere Kapazitäten zu nutzen? Dann gibt es natürlich einen Begriff der Schwarmenergie, und das ist unter anderem ein Begriff, den ich hier neu mit aufgenommen hatte. Das war die intelligente Verknüpfung der einzelnen Speicher, Energiespeicher oder Speichermedien, natürlich wieder im Kontext auch zu Smart Grid, zu der intelligenten Verteilung und Nutzung und Entlastung der Städte. Dann ein aktuelles, sehr getriebenes Thema, und zwar natürlich Nachhaltigkeit und Müllentsorgung, sprich, intelligente Müllsysteme. Ich glaube, in London hatte ich einen Bericht gesehen, wo man den Müll durch intelligente Pipelines entsorgen kann, sprich, es kommt keine Müllabfuhr mehr, sondern es wird in ein unterirdisches Rohrsystem eingeleitet und dann dementsprechend den Müllversorgern beziehungsweise den städtischen Müllbetrieben eingeordnet beziehungsweise transportiert. Wir haben im Bereich der Natur, ich hatte es ja vorhin schon angesprochen, man muss die Natur mit einbinden in so einer Smart City, auch die sogenannten naturellen Fassaden. Wir sehen das in einigen internationalen Städten, wo man bewusst Bepflanzungen auf Gebäuden anbringt oder Bepflanzungen an Fassaden runterhängen lässt. Das hat natürlich den Vorteil, dass diese Bepflanzung dieser Gebäude auch sehr gut kühlen kann. Wir haben natürlich auch hier den Vorteil, dass wir die CO2-Bilanz hier auch deutlich reduzieren können. Also es gibt viele Bereiche und auch Teilbereiche, wo Smart City hier einen großen Einfluss hat oder wo man eine Smart City dadurch definieren kann. Unter anderem auch vielleicht die Sicherheit. Das ist auch oft ein Punkt, der in der Gesellschaft sehr kritisch angesprochen wird. Und Mobilität ist ein ganz großes Thema. #00:14:46.8#

 

Maria Nestroi: Ja, super Zusammenfassung, Jacek. Zum Thema Mobilität habe ich tatsächlich was in meiner Snack-Box. Wenn wir uns jetzt das Thema Mobilität noch mal genauer ansehen und die Herausforderungen, die damit einhergehen, Stefan hat das ja anfangs auch schon aufgegriffen, also das leidige Thema Verkehr, Dauerstau, Parkplatzmangel, Gedränge und der damit verbundene Stress, den wir tagtäglich haben, ist auch aus Klimasicht ein zentraler Faktor. Und laut einer EU-Untersuchung macht die urbane Mobilität 40 % aller CO2-Emissionen des Straßenverkehrs und bis zu 70 % aller anderen Schadstoffe des Verkehrs in der EU aus. Jacek, wie lässt sich das Thema Mobilität denn nun intelligent lösen? Habt ihr da vielleicht eine Lösung parat, oder hast du eine Idee, welche Technologien da behilflich sein könnten? #00:15:43.8#

 

Jacek Burger: Da gibt es nicht nur eine Lösung, da gibt es ganz, ganz viele Punkte, an denen wir anknüpfen können, um den Verkehrsfluss und auch die Dichte in den Innenstädten zu reduzieren. Wie schon zu Beginn gesagt, das liegt allein an unserer Einstellung, an unserer Bequemlichkeit, die wir als Menschen mitbringen, zu sagen, muss ich denn ein eigenes Auto besitzen? Wenn wir uns mal anschauen, wie viele Haushalte haben mehr als zwei Autos? Davon gibt’s zahlreiche. Und das ist mitunter ein Punkt, den ich selbst vertrete, zu sagen: Brauche ich diese Anzahl an eigenen Verkehrsmitteln oder kann ich hier auch mich selbst intelligent gestalten und zu sagen, ich nutze öffentliche Verkehrsmittel, ich nutze ein Carsharing-Modell? Und da sind wir schon bei dem ersten Punkt. Carsharing, das ist absolut nichts Neues, das ist etwas, was wir schon seit längeren antreiben, nur findet es nicht ausreichend Akzeptanz in der Gesellschaft. Also es gibt immer noch zu wenig Menschen, die das Carsharing nutzen. Es gibt da noch weitere intelligente Systeme. Ich hatte es ja schon kurz angedeutet, und zwar es ist unsere eigene Innovation, der EDAG CityBot. Das ist ein Mobilitätskonzept, das nicht nur eine Funktion hat. Es gibt Mobilitätskonzepte, die genau für den Personenverkehr zum Beispiel autonom durch die Straßen fahren lassen, das möglichst alles ferngesteuert. Aber genau hier knüpfen wir an. Wir wollen nicht nur die Menschen von A nach B bringen, sondern ein multifunktionales Modul entwickeln oder haben wir entwickelt, das natürlich in der Lage ist, auch unterschiedliche Sachen zu machen wie, während den Wartezeiten, wenn Personen zum Beispiel nicht das Fahrzeug betreten, den Gehweg zu säubern, so eine Art Fahrzeugroboter. Oder wir nutzen den EDAG CityBot als Koppelmaschine, sprich, wir können dieses gesamte Modul beliebig umbauen, sei es der Mülldienstleister, der ein bestimmtes Rucksackmodul benötigt, kann das dann zu jederzeit austauschen. Es ist hier das Prinzip des Schweizer Messers: Ein Gerät mit unterschiedlichen und vielen Funktionen, was es beinhaltet. Da können wir auch sehr gerne noch näher darauf eingehen, wenn hier dazu noch Fragen sind. #00:18:22.8#

 

Maria Nestroi: Klingt sehr interessant. Und ich denke die eine oder andere Frage wird sich bestimmt noch ergeben. #00:18:27.6#

 

Stefan Schmugge: So wie du das beschrieben hast, Jacek, denke ich sofort, also nimm es mir nicht übel, ich habe mich darüber noch nicht ausgehend informiert, aber es hört sich für mich an wie so ein Hoverboard. Auf dem Hoverboard kannst du bestimmte Dinge einklicken, zum Beispiel Müllsammler oder ein Laub-Puster oder eine Fahrzeugplattform, an denen ich Leute mitnehmen kann. Ich glaube, das ist es wahrscheinlich nicht. Aber vielleicht kannst du uns noch eine Idee geben, wie genau man sich das Ding vorstellen muss. #00:18:56.8#

 

Jacek Burger: Wir haben das Jahr im 2019 auf der IAA in Frankfurt offiziell vorgestellt als ein Design-Konzept, auch aufgebaut, natürlich erst mal nicht fahrend. Für dieses Jahr 2020 haben wir den ersten Technikträger entwickelt, der aktuell auch vorgestellt wird. Das heißt, wir haben für das Basismodell einen Kopf vorne, das ist die Zentraleinheit, und hinten ein, sagen wir es mal, wenn wir die Transportvariante nehmen, eine Kabine. Und währenddessen zum Beispiel diese Kabine auf Insassen wartet, kann sich das vordere Element abdocken und es hat zum Beispiel einen Greifarm mit integrierten Müllbehältern, zum Beispiel Plastikflaschen, Pfand, was auch immer, kann dann durch die enthaltene Sensorik und Intelligenz, die das vordere Modul beinhaltet, zum Beispiel den naheliegenden Park aufsammeln. Hierzu haben wir auch natürlich eine Technologie mit IOTA, also mit der Kryptowährung auch verwendet, wo man auch nicht nur genau diesen Nutzen hat, man kann auch genau mit diesen Modellen einen wirtschaftlichen Aspekt mitbringen. Das heißt, sammle ich X Pfandflaschen ein, kann auch dadurch das Mobilitätskonzept, der CityBot, auch Geld verdienen. #00:20:28.4#

 

Stefan Schmugge: Wow! Verstanden! Das hört sich für mich wirklich an wie das Schweizer Messer. Hauptsächlich eine Kombination aus der Fortbewegung von Menschen, die kein eigenes Auto haben, plus zusätzliche Dienste, die eben sowohl der Natur als auch dem Menschen als auch den Tieren zugutekommen. Finde ich sehr spannend. Ich würde gerne ein weiteres Thema aufmachen, und zwar das Thema intelligentes öffentliches Verkehrssystem. Beim Thema intelligentes Verkehrssystem denke ich als Erstes natürlich irgendwie immer an so ein intelligentes Navi, aber ich glaube, da gibt’s schon eine ganze Menge unterschiedlichste Hersteller, unterschiedlichste Anwender, Möglichkeiten mit der Abgabe von Informationen aus dem Auto in zum Beispiel Cloud-Lösungen, auf eine gemeinsame Datenbasis zuzugreifen und da zum Beispiel auch bessere Vorhersagen für Staus und ähnliches zu machen. Aber mich würde interessieren, wie sieht ein intelligentes öffentliches Verkehrssystem aus und wie könnte man sowas planen? #00:21:33.4#

 

Jacek Burger: Fangen wir doch erst mal bei der Planung an. Ich glaube zu wissen, dass die Stadt Hamburg hier schon die ersten Ansätze in den letzten Jahren entwickelt hat. Und zwar fängt ein intelligentes Straßensystem, Verkehrsleitsystem damit auch an, die massiven Baustellen, die wir in der Stadt schon heute haben, die auch den Verkehrsfluss beeinträchtigen, auch korrekt und gescheit zu planen. Und in diesem Beispiel war schön zu sehen, dass wir genau diesen Aspekt der Planung schon integriert haben in dem ganzen Kontext Smart Cities. Man konnte auf einer innovativen Plattform darstellen, wo habe ich denn gewisse Baustellen? Welche Baustellen beeinflussen grad Straße XY? Wie plane ich denn die nächsten Baustellen, um hier den optimalen Verkehrsfluss zu koordinieren? Ein ganz, ganz, ganz tolles Beispiel, und ich würde mich freuen, wenn auch andere Städte da mitziehen würden. Dann wiederum die Schaltung der intelligenten Ampelsysteme. Also das haben wir auch heute schon, das ist jetzt nichts Neues. Wir können anhand der Verkehrszeiten, sprich, die Menschen, die von außerhalb in die Stadt reinfahren möchten zur Arbeit, die massiv auch den Stau beeinflussen, auch generieren, da werden die Ampeln so intelligent geschaltet, dass wir das bestmöglich koordinieren können. Und genauso nach Feierabendverkehr rauswärts die Ampeln so gesteuert werden, dass wir hier möglichst eine geringe Verkehrsdichte aufweisen können. Unter anderem sind außerhalb von Ampeln auch Informationssysteme sehr, sehr wichtig, zu sagen: In den kommenden paar Metern biegst du jetzt nicht rechts ab, weil hier rechts eine Baustelle ist, die dir vielleicht auf deinem Navigationssystem nicht angezeigt worden ist. Und was wir auch noch haben, ein schönes Beispiel hier bei uns in Lindau, das ist natürlich einen Touri-Ort, wo sehr, sehr viele Menschen gerade im Sommer auch da sind, das auch dazu führt, dass die Parkplätze massiv überlastet sind. Das heißt, wenn ich nach Lindau reinfahre, kriege ich gleich schon als Bewohner oder als Tourist, die Information: Von P1 bis 5 sind alle Parkplätze verbraucht. Ich brauche gar nicht tiefer rein zu fahren, da sind alles unsere täglichen Helfer, die schon existieren, aber die wir auch noch weiterhin ausbauen können. Also wir sind schon in vielen Großstädten und auch Kleinstädten sehr smart unterwegs, auch wenn wir es nicht wahrnehmen auf den ersten Blick. #00:24:28.7#

 

Stefan Schmugge: Klasse! Vielen Dank für diese wunderbaren Beispiele aus dem Alltag, die noch so ein bisschen besser verständlich machen, was jetzt eigentlich eine Smart City ist, beziehungsweise warum man eine Smart City eigentlich braucht. Ich bin ja ein passionierter Techie und von daher würde ich jetzt gerne mal einen Gang hochschalten und von der Theorie in die Praxis kommen. Und zwar, wenn ich mir jetzt die Voraussetzungen für so eine intelligente Stadt vorstelle, da denke ich natürlich als erstes so an Dinge wie technische Infrastruktur, Hardware, Software. Was mir spontan natürlich auch einfällt in den heutigen Zeiten sind Sicherheitskonzepte, also wie mache ich das Ganze überhaupt so, dass so ein System nicht gehackt wird von außen. Und natürlich auch Dinge wie Services und Beratung. Was brauche ich als Grundlage für so etwas? Und vielleicht hast du da auch noch ein paar Beispiele für uns. #00:25:25.4#

 

Jacek Burger: Definitiv, ein sehr wichtiges Thema, Stefan. Sicherheit durch Fremdeingriffe, durch Fremdsteuerung, da sind wir schon bei dem Thema Security, Cyber-Security. In diesem Themenumfeld bin ich jetzt kein Spezialist, aber kann durch Mitarbeit in unterschiedlichen Projekten bei uns im Haus schon mal da wiedergeben, dass es auch ähnlich ist wie im Automotiv-Bereich. Intelligente Software, Updates, weiteführende Software, das alles wird iwie im Automotive auch in unseren Smart Cities und so einzelnen Sensoren oder auch Plattformen benötigt. Da kommen wir absolut nicht drumherum. Und der nächste Punkt ist der, dass wir zusammenarbeiten müssen, und nicht uns das Einzelne nehmen zu wollen. Wir haben viele Förderprojekte im Land, die genau die unterschiedlichen Teilbereiche, die du aufgezählt hast, explizit fördern und genau durch solche Projekte können wir das Wissen gemeinsam schaffen und auch umsetzen. Und das auch wirklich in einem realistischen Zeitrahmen. Und natürlich auf der anderen Seite auch die Akzeptanz, genau das umsetzen zu wollen, dahinter zu stehen. Und das sind die Punkte. Und technisch gesehen brauchen wir auch nicht nur die Software, sondern auch die Hardware-Infrastruktur. Wir brauchen im Bereich zum Beispiel der Künstliche Intelligenz, wenn wir Fahrzeuge autonom steuern wollen, ähnlich wie beim CityBot das Konzept das auch vorweist, brauchen wir ein Zentralmodul, das leistungsfähig ist, das die Hardware mitbringt und das alles mit steuern kann. Wenn man da noch tiefer ins Detail geht, dann wird dieser Podcast, denke ich mal, gesprengt. #00:27:32.9#

 

Stefan Schmugge: Schade, aber verständlich. #00:27:35.0#

 

Jacek Burger: Ja. #00:27:35.5#

 

Maria Nestroi: Jacek, welche Teile davon sind denn nun schon Realität und welches Cities sind denn vielleicht Vorreiter für sogenannte Smart-City-Konzepte? #00:27:45.9#

 

Jacek Burger: Die Städte, die für mich definitiv als Vorreiter zählen, sind unter anderem Hamburg, mit einem Aspekt, den ich ja vorhin schon genannt hatte, die intelligente Bauplanung für das Verkehrsstraßennetz. Darmstadt ist definitiv mitunter eine Stadt, die hier schon in Richtung Smart Cities geht und auch schon in der Vergangenheit einiges geforscht hat. Darunter auch schon intelligente Sensoren verbaut hat, um Temperaturen an gewissen Bereichen zu messen, um vielleicht auch den Geräuschpegel zu messen und dadurch auch prädizieren zu können, wo ist denn hier ein starker Verkehrsfluss, zu welcher Uhrzeit und damit gewisse andere Sachen anzupassen. Unter anderem ist auch Aschaffenburg mitunter eine Smart City, die sich in diese Richtung entwickelt. Das habe ich aus einem Podcast vor einigen Wochen mitbekommen. Es gibt wirklich viele, viele Beispiele, die man nennen kann als Vorreiter oder als Smart City. Das muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Stadt für sich der Vorreiter ist. Und was die Technologie angeht, welche denn schon hier in Verwendung ist, da kann ich nur wiederholen, mobile Geräte, autonom fahrende Systeme, Busse, Verkehrsmittel, die heute schon validiert werden im Straßenverkehr. Intelligente Ampelschaltungen, da kann man auch schon einen Haken dahinter setzen. Die Liste ist heute schon Gott sei Dank sehr, sehr weit fortgeschritten und wir freuen uns natürlich auf genau solche Mobilitätskonzepte, wie ich sie gerade vorgestellt hatte mit dem EDAG CityBot, als Zukunftsvision dann auch als Unternehmen umsetzen zu können. #00:29:36.3#

 

Stefan Schmugge: In dem Zusammenhang fällt mir auch ein schönes Anwendungsbeispiel ein, das zwar nicht in Bezug auf eine Smart City zu sehen ist, aber zumindest in einer Smart City sicherlich verwendet werden kann. Ein großer Entertainment- und Entertainment-Park-Anbieter hat nämlich sich mal folgende Fragestellung überlegt: Jedes Mal, wenn dort ein Besucher von einer Biene gestochen wird, gibt es ja in Amerika immer öfter das Problem, dass man verklagt wird. Die haben sich jetzt gefragt: Wie kriegen wir es eigentlich hin, dass wir die Kundenzufriedenheit erhöhen und das Risiko, dass wir verklagt werden, entsprechend senken? Und dadurch wurde überlegt, wo passieren denn eigentlich solche Bienenstiche, nämlich an Mülleimern. Und Schwupps, gab‘s einen Use Case zum Thema Müll entsorgen, nämlich der Müll wurde im Normalfall immer unterirdisch entsorgt, und zwar viermal am Tag. Jetzt wurden dort Sensoren eingebaut und es wurde gemessen der Zuckergehalt in der Luft, der natürlich Bienen anlockt. Je höher der Zuckergehalt, desto eher wird der Mülleimer vollautomatisiert entleert und dementsprechend wurden weniger Bienen angelockt, dementsprechend wurden weniger Besucher gestochen und dementsprechend wurde auch weniger oft verklagt. #00:30:54.3#

 

Maria Nestroi: Ja, witzig, Stefan. Danke für das Beispiel. #00:30:57.5#

 

Jacek Burger: Ein sehr schönes Beispiel. Knüpft auch an dem Punkt an, den ich zu Beginn gesagt hatte, intelligente Müllsysteme, diese unterirdisch der Stadt zu transportieren. Genial, dass das auch in diesem Kontext umgesetzt wurde. Vielleicht nimmt sich ein Beispiel, hier in Deutschland der eine oder andere Unternehmenspark noch daran teil. #00:31:20.9#

 

Stefan Schmugge: Fände ich spannend. Auf jeden Fall! #00:31:22.3#

 

Maria Nestroi: Wusstet ihr, dass das Smart City Konzept 2018 den deutschen Big Brother Award in der Kategorie PR und Marketing erhalten hat? #00:31:31.0#

 

Jacek Burger: Das ist mir nicht bekannt. #00:31:32.9#

 

Stefan Schmugge: Nein, wusste ich nicht. #00:31:33.9#

 

Maria Nestroi: Naja, gut. Ich möchte aber eigentlich ein anderes Thema aufmachen. Denn in der Laudatio hieß es damals, ich zitiere: „Eine Smart City ist die perfekte Verbindung des totalitären Überwachungsstaates aus George Orwells 1984 und den normierten, nur scheinbar freien Konsumenten in Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“.“ Jacek, wie siehst du den Begriff Überwachungsstaat in Bezug auf die Smart City? #00:31:58.0#

 

Jacek Burger: Eine sehr, sehr interessante Frage. Da trennen sich auch die Meinungen, auch die Akzeptanz vieler Menschen. Ich persönlich sehe dem Thema Überwachung nichts Negatives entgegen. Überwachen heißt nicht gleich im Kontext, ich schaue, was die Maria oder was der Stefan hier in seiner Freizeit machen und tracke das, nutze diese Daten für irgendwelche anderen Anwendungen. Das passiert heute schon mit unseren Smartphones. Ich meine, tut mir leid, das zu sagen, aber Google weiß, wohin ich gehe und das jeden Tag. Das kann man sich dann am Ende des Monats an der Historie dann halt anschauen. Im Sinne der Bevölkerung Überwachungssysteme zu installieren, Kameras an Bahnhöfen, an Straßenübergängen, an egal welchen Orten, hat sich für gewisse Handlungen, die in den letzten Jahren öfters schon passiert sind, als wirklich durchaus sinnvoll erwiesen. Und auch das Tracking, die Face Recognition zu wissen, wer hält sich denn gerade hier an dem Bahnsteig auf? Ist das möglicherweise eine gesuchte Person oder ist das eine vermisste Person? Da sind viele Use Cases, die für mich sehr positiv darin reinfließen und leider bei vielen Menschen negativ gesehen werden, ohne sich die Gedanken zu machen, welchen Benefit habe ich denn davon? Also ich bin froh, Überwachungssysteme im Sinne von dem eigenen Schutz in Städten. Ich meine, wie siehst du das dann, Stefan? #00:33:47.6#

 

Stefan Schmugge: Im Prinzip sehe ich es genauso wie du. Wenn diese, ich nenne es jetzt mal Überwachung, ich nenne es mal positive Überwachung, wirklich im Sinne des Nutzers passiert, das heißt also, wenn die Stadt ein Konzept hat, dass beispielsweise die persönlichen Daten entsprechend geschützt werden, werden anonymisiert und die Daten zum Beispiel, welches Auto fährt jetzt in die Stadt und fährt wieder raus, werden nur genutzt, um zum Beispiel Verkehrsberechnungen zu machen, Parkplatz-Berechnungen zu machen, dann bin ich total dafür. Und denke auch, das ist mit der deutschen Gesetzgebung wunderbar machbar. Wenn es allerdings dann dahin geht, dass im Prinzip geschaut wird, Gesichtsüberwachung, die du angesprochen hast: Ah! Der Stefan Schmugge geht jetzt zu Real, danach geht er zu Tengelmann, dann geht er zu Kaufhof und kann anhand der Geschichten Dinge analysieren wie Kaufverhalten und Ähnliches und verkauft und vermarktet das sogar, dann geht’s schon ein bisschen in die Richtung, die ich grenzwertig finden würde. #00:34:51.9#

 

Jacek Burger: Die heutzutage durch unsere Smartphones eigentlich schon stattfindet, und es stört die wenigsten. Oder bist du kein Besitzer eines Smartphones? #00:35:00.3#

 

Stefan Schmugge: Doch. #00:35:01.7#

 

Jacek Burger: Tut mir leid für die direkte Antwort, aber … #00:35:04.1#

 

Maria Nestroi: Ich muss auch sagen, ich fühle mich, ehrlich gesagt, ein bisschen ertappt. #00:35:08.3#

 

Stefan Schmugge: Ich finde, es kommt drauf an. Also ich bin zum Beispiel jemand, der partout seine, wie nennt sich das, Geolokationsdaten immer abschaltet. Also wenn ich Navigation nutze, dann mache ich sie an, und wenn ich Navigation fertig genutzt habe, dann mache ich sie wieder aus. Also mein Telefon weiß nicht, wo ich bin, es sei denn, ich bin gerade auf der Autobahn unterwegs. #00:35:31.2#

 

Jacek Burger: Es hat auch noch einen anderen Vorteil, also betrachten wir jetzt mal nicht nur allein die Stadt als Überwachungsfläche in Form von Kameras oder akustischen Systemen, sondern sehen wir mal das Ganze. Unsere Fahrzeuge von heute haben schon unterschiedliche Sensorgattungen integriert, von Kamera, Radar, LiDAR, also wenn wir jetzt mal genau auf die Kamera schauen. Es könnte auch eine mögliche Zukunftsvision sein oder ein angestrebtes Ziel zu sagen: Wir nutzen nicht nur die stationären Überwachungssysteme, sondern wir nutzen auch die Sensorik in den Fahrzeugen. Weil ein Ziel ist es natürlich auch, die Fahrzeuge untereinander zu vernetzen, auch untereinander kommunizieren zu lassen. Das heißt, sprich, das Fahrzeug in 100 Metern voraus könnte mir auch durchaus sagen, der Stefan geht auch grad nach H&M. Es könnte auch genauso gut sagen: Liebe Maria, da vorne ist ein Parkplatz, eine Parklücke frei. Und das an dein Fahrzeug zu kommunizieren. Ich meine, in das ganze Thema Smart City fließt auch unser Fortbewegungsmittel, das Fahrzeug mit ein, und auch dessen Innovationen mit dazu. Um das vielleicht noch mal ein bisschen zu expandieren, Smart Cities ist nicht nur die Stadt, sondern alles, was in der Stadt passiert und auch drumherum. Deshalb, wenn wir von Überwachung sprechen, dann nicht nur allein die stationäre, sondern auch alle Verkehrsmittel, die ja auch dazugehören. #00:37:03.7#

 

Stefan Schmugge: Ich finde, wir sind da auf einer richtigen Fährte. Ich würde dieses Gespräch gerne fortführen, und zwar in Richtung Zukunft. Wir sprechen in unserem Podcast, der da heißt Road to 2030, auch immer von einem Ausblick in eine zehnjährige Zukunft. Von daher würde mich interessieren, Jacek, wie siehst du denn, und nicht nur deine Stadt Lindau, sondern generell unsere Städte in Deutschland in zehn Jahren? Wie sehen die aus? Was passiert da? #00:37:29.4#

 

Jacek Burger: Passend zu meinem ersten Satz, dass die Menschen sich mit der Tierwelt und der Natur vereinen, sehe ich die Stadt nahezu verkehrsfrei, also verkehrsfrei meine ich in dem Sinne, dass wir Menschen darauf nicht mehr beharren, in die Stadt mit dem Fahrzeug rein zu fahren, sondern dass wir genau diese Mobilitätskonzepte, die wir heute schon entwickeln, auch wirklich nutzen, dass wir sie auch stärker nutzen, dass wir genau diesen Kern entlasten können, dass wir uns frei bewegen können, ohne an jeder Ampel gefühlt fünf bis zehn Minuten warten zu müssen, damit ich die Straße überqueren kann. Die Stadt natürlich auch sauberer zu bekommen hinsichtlich intelligenter Müllverwertung oder auch die CO2-Bilanz, generell einfach mehr Luft zu schaffen. Und das können wir natürlich nur erreichen, wenn wir auch das, was wir uns vorstellen, auch versuchen, auch umzusetzen und auch daran zu arbeiten, dass wir das umsetzen. Ich meine, viel darüber sprechen, wie wir es heute tun, Konzepte aufzeigen, zu präsentieren, wie schön könnte denn die Zukunft sein, aber wir müssen machen, wir müssen handeln. Und darin bin ich ein Visionär zu sagen, wir müssen tun. Deshalb, ich kann es hier noch auf den Punkt bringen, ist die Umsetzung des EDAG CityBots für mich ein Zeichen, ja, wir haben es nicht nur auf ein Blatt Papier gebracht, wir haben es nicht nur vorgestellt, heute haben wir auch das vordere Modul umgesetzt, das intelligent den Müll aufsammelt. Ein Schritt in die Zukunft. #00:39:11.6#

 

Maria Nestroi: Auf jeden Fall spannende Aussichten. Aber Jacek, mich würde interessieren, wie gestaltet sich denn unser privater Alltag um? Brauchen wir vielleicht neue Kompetenzen, um uns in diesen Smart Cities zurechtzufinden? #00:39:25.3#

 

Jacek Burger: Das ist eine gute Frage. Wer sich dafür interessiert, auch hier, keine neue Kompetenz, das ist auch im Laufe der Zeiten nehmen wir auch Dinge wahr, sie zu nutzen, auch den Umgang mit den Möglichkeiten, die wir bekommen, diese auch nutzen zu können, auch zu verstehen, das ist für mich ein Prozess, der passiert. Das ist genauso ähnlich wie die Einführung eines Smartphones, was vielleicht viele Menschen in erster Linie überfordert. Es ist etwas Neues, vielleicht erschrecke ich mich davor. Und genau dieser Prozess ist im Sinne der Größe einer Smart City, in der Umstrukturierung ein Prozess, den wir teilweise nicht wahrnehmen oder den wir dann irgendwann versuchen zu verstehen und auch dann zu nutzen. Also man braucht keine aktive Kompetenz, um die Dinge der Smart City nutzen zu können oder zu müssen. #00:40:32.7#

 

Stefan Schmugge: Für mich ist auch die entscheidende Frage: Möchte ich an diesem Konzept teilhaben? Wenn ich mir wieder das Thema CityBot von vorher von dir vorstelle, also ein öffentliches Verkehrsmittel oder ein On-Demand-Verkehrsmittel, was nicht mein eigenes ist, und was dabei sogar noch in der Lage ist, gute Dinge für die Stadt zu tun, das muss man ja auch wollen. Ich möchte gegebenenfalls, ich muss wollen, auf mein Auto Brand XYZ persönlich zu verzichten und zu sagen, ich nehme jetzt die öffentlichen Verkehrsmittel oder ich nehme den CityBot, weil ich damit nicht nur was Gutes für die Umwelt und das CO2 tue, sondern eben auch noch zusätzliche Möglichkeiten für die Stadt schaffe. #00:41:14.3#

 

Jacek Burger: Dann fragen wir mal direkt in die Runde. Also meine Ansicht kennt ihr ja, ich bin absolut dafür, genau mich hier umzustellen, genau das zu verwenden und auch das zu akzeptieren. Würdest du so ein Konzept nutzen wollen? Bist du bereit dafür? #00:41:30.1#

 

Maria Nestroi: Das ist witzig, denn ich habe das tatsächlich jahrelang genutzt, also sowohl Carsharing, öffentliche Verkehrsmittel. Ich glaube, alles, was es da so gibt. Und ich finde das auch absolut in Ordnung und ich finde, man ist superflexibel. Also selbst bei mir in Halle sind die Netze mittlerweile so gut ausgebaut, dass ich eigentlich an jeder Ecke quasi ein Auto finde, das ich nutzen kann. Also ich mag‘s total. Ich bin absolut dafür. Stefan, wie es mit dir? #00:42:00.6#

 

Stefan Schmugge: Für mich steht und fällt das Ganze eigentlich mit dem Punkt Usability oder User Experience. Wir hatten bei uns um die Ecke in dem Außenbezirk von Hannover, in dem ich wohne, gab es eine relativ smarte Carsharing-Geschichte, wo man das Auto nutzen konnte, konnte es dann wieder abstellen, konnte es mit so einer Smartcard aufmachen, und es wurde nach entsprechenden gefahrenen Minuten abgerechnet. Fand ich großartig. Und ich konnte auch verschiedene Größen von Autos nutzen, also einen Zweisitzer, wenn ich wirklich alleine fahre, oder sogar einen Transporter, wenn ich Dinge transportieren muss, Stichwort Ikea und Co.. Das Ganze ist jetzt aber leider gewichen einer Variante, die wieder funktioniert mit Hop-on, Hop-off. Das heißt, es fahren kleine Busse durch die Gegend und da kann ich raufspringen und kann mitfahren oder ich kann eben dort wieder aussteigen, und das ganze Mobilitätskonzept zum Einkaufen ist leider weg. Und das fehlt mir ein bisschen. #00:43:00.7#

 

Jacek Burger: Kann ich absolut verstehen. Im Freundeskreis, im Bekanntenkreis gab es ähnliche Argumentationen. Und genau diese Herausforderung, Stichwort Einkaufen, wie verfügbar ist das System, wie nachhaltig ist auch das System, wo bindet es denn überhaupt an, wenn wir doch von den Innenstädten sprechen, gehe ich von einer sehr guten Anbindung aus. Wie ist es denn, wenn ich etwas eher außerhalb der Stadt lebe, im Ländlichen? Wie hoch ist denn da die Erreichbarkeit, der Fluss dieser Mobilitätskonzepte? Das sind natürlich Punkte, die wir fokussieren sollten, um auch die Menschen abzuholen, um sie auch davon zu überzeugen: Hey! Das sind die Vorteile mit kleinen Nachteilen. Versuche es doch einmal, bevor du einfach es pauschal ablehnst. Viele Menschen auf dieser Welt lehnen Dinge pauschal einfach ab. Das ist traurig, wirklich. #00:44:04.9#

 

Maria Nestroi: So, ihr Lieben. Eine superspannende Diskussion mit euch. Aber unsere Fahrt nähert sich schon dem Ende, und ich sehe dahinten schon das Ziel unserer heutigen Etappe. Eine letzte Frage, Jacek, an dich hätte ich jetzt allerdings noch: Welche Stadt ist für dich persönlich am lebenswertesten und warum? #00:44:24.4#

 

Jacek Burger: Ich lebe seit sechs Jahren hier am Bodensee-Kreis in Lindau und ich möchte auch gar nicht weg aus den folgenden Gründen. Hier vereinige ich Arbeit, Freizeit, Lebensqualität, die Freude, die ich hier täglich erlebe, weil ich das Wasser vor der Haustür habe, die Berge, sämtliche Aktivitäten, die ich schon mein Leben lang verfolge, das ist etwas, was mich begeistert. Und selbst nach sechs Jahren schaue ich auf die andere Seite des Sees, sehe die Berge, und da habe ich ein Glücksgefühl. Und dieses Glücksgefühl, unabhängig von einer smarten City, wie viel Technologie mal weniger, mal mehr drinsteckt, das bewegt mich dazu zu sagen, hier fühle ich mich wohl, hier möchte ich alt werden. Es gibt sicherlich Menschen, die sich in einer Großstadt sehr wohlfühlen, weil sie andere Dinge zu schätzen wissen und auch zu lieben wissen. Und das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin gespannt, wie sich auch hier die Stadt und die Region in Zukunft weiterentwickeln, wie sie das Mobilitätsnetz hier weiter ausbauen. Ich sehe das positiv und freue mich, auf diesem Weg dabei zu sein. #00:45:39.7#

 

Maria Nestroi: Kann ich mir absolut vorstellen und finde ich großartig. #00:45:42.5#

 

Sie haben Ihr Ziel erreicht.

 

Stefan Schmugge: Wunderbar! Wie Maria schon angedeutet hat, sind wir jetzt am Ende unserer heutigen Etappe auf der Road to 2030. Und ich sage noch einmal vielen, vielen Dank an Jacek Burger, den ehemaligen Astronauten und jetzt aber Ingenieur und Mitarbeiter der EDAG im Bereich Embedded Systems und Künstliche Intelligenz. Wie immer eine spannende Diskussion. Ich freue mich aufs nächste Mal. Bis bald, Jacek! Mach’s gut! #00:46:22.3#

 

Jacek Burger: Vielen Dank! Bis bald! #00:46:24.1#

 

Maria Nestroi: Vielen Dank! #00:46:25.3#

 

Stefan Schmugge: Tschüss! Wie immer an dieser Stelle noch einmal ein kurzes Revue passieren lassen unserer heutigen Reise auf der Road to 2030. Wir haben über das Thema Smart Cities gesprochen, intelligente Städte, intelligente Kommunen, intelligente Länder und die Fragestellung: Warum muss ein Land, eine Stadt, eine Region überhaupt intelligent sein? Wir sind gestartet mit einer Definition, nämlich dass eine Smart City eigentlich das gemeinschaftliche Zusammenleben zwischen Mensch, Tier und Natur ist. Dann sind wir abgebogen in den Bereich, was versteht man eigentlich alles unter Smart City, beziehungsweise welche Bereiche werden dort aufgefächert? Wir haben gesprochen über das Thema Smart Grid, also die Möglichkeit, Energie und Elektronik entsprechend smart zu machen. Wir haben über Schwarmenergie gesprochen, über Nachhaltigkeit, also wie kann ich die Müllentsorgung in meinem Ort, in meiner Stadt, in meinem Land dynamisch und intelligent gestalten? Und aber auch über Dinge, die in der Natur vorkommen wie zum Beispiel CO2 absorbierende Grünfassaden in verschiedenen Städten. Dann war das Thema Mobilität ein Teil unseres Gesprächs. Wir haben darüber gesprochen, dass es den EDAG CityBot gibt, also eine Art Transportvehikel, was neben dem Transport von Menschen auch noch positive Dinge für die Natur erledigt. Zum Beispiel beim Warten auf Mitfahrerinnen und Mitfahrer zum Beispiel den Park zu säubern beziehungsweise kleine Dinge zu erledigen, die der Müllentsorgung entgegenkommen. Und wir haben über positive Beispiele gesprochen, wo Mobilitätskonzepte schon wunderbar positiv umgesetzt werden, zum Beispiel in der Stadt Hamburg. Dann sind wir noch mal nach links abgebogen in eine kontroverse Diskussion zum Thema: Ist Smart City eher ein Überwachungsstaat oder nicht? Dort wurde gesprochen über den Ansatz eines Mobiltelefons, dass ich sowieso als Nutzer von einem Mobiltelefon schon immer weiß, wo ich bin, und dass es mir dann eigentlich auch egal sein sollte, wenn die Stadt das auch noch weiß. Ich fand‘s wie immer ein Rundum-Sorglospaket und ich freue mich auch wieder aufs nächste Mal, wenn es wieder heißt: Die Route ist berechnet. Ziel 2030. Bis zum nächsten Mal, meine Damen und Herren! Schöne Grüße! #00:48:49.7#

 

Maria Nestroi: Damit sind wir schon wieder am Ende eines spannenden Technologie-Dialoges. Vielen Dank noch mal an Jacek Burger für die spannenden Ein- und Ausblicke. Und an euch liebe Zuhörer und Zuhörerinnen, wenn euch die Folge gefallen hat, würden wir uns sehr freuen, wenn ihr den Podcast abonnieren würdet. Das könnt ihr auf Spotify, SoundCloud, der Dell Technologies Mediathek und jetzt neu auch auf Apple Music und Deezer. In der nächsten Folge in zwei Wochen geht es weiter mit Dr. Denise Vandeweijer, Expertin für Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen. Bis dahin, wenn es wieder heißt: Die Route ist berechnet. #00:49:29.9#

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