Behördengang per Mausklick: Wie die Digitalisierung endlich Fahrt aufnehmen kann

Ob KFZ-Zulassung, Wohnsitz-Ummeldung oder Personalausweis-Antrag: Wer zur Behörde muss, der sollte Zeit und Geduld mitbringen. Gut zweieinhalb Stunden kostet die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger im Schnitt der Gang zum Amt, wie der Branchenverband Bitkom ermittelt hat. Die Angelegenheit selbst, um die es eigentlich geht, ist dann in der Regel in 25 Minuten abgewickelt. Da verwundert es nicht, dass Deutschland beim Thema Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung im internationalen Vergleich auf den hinteren Rängen landet. Lediglich für Platz 21 von 28 reichte es 2020 gemäß des jährlich von der EU-Kommission aufgelegten Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft.

Die Notwendigkeit, die öffentliche Verwaltung moderner zu gestalten, hat die Politik längst erkannt und 2017 das „Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen“ – kurz Onlinezugangsgesetz oder OZG – auf den Weg gebracht. Spätestens zum 1. Januar 2023 müssen Bund, Kommunen und Länder 575 Leistungen „elektronisch über Verwaltungsportale“ anbieten, nahezu alles soll sich dann rund um die Uhr per Mausklick vom heimischen Sofa aus erledigen lassen. Dass dieser Schritt zur stärkeren Digitalisierung notwendig ist, hat die Corona-Krise deutlich gezeigt: Schwachstellen bestehender Prozesse wurden ebenso offengelegt wie der Bedarf an digitalen Diensten und Angeboten. Die Probleme bei der Fallzahlenmeldung und der Kontaktnachverfolgung hätten sich beispielsweise durch die rechtzeitige bundeseinheitliche Einführung bereits existierender Systeme und Anwendungen vermeiden lassen. Auf der anderen Seite gab es zahlreiche Beispiele für ein unbürokratisches Handeln: So fanden sich in Windeseile zwar nicht immer medienbruchfreie, aber immerhin Lösungen für die Online-Beantragung von Corona-Überbrückungshilfen sowie dem Kurzarbeiter-, Quarantäne- und Notfall-Kindergeld im Netz. Andere Behörden vereinfachten die Anmeldeverfahren für ihre bereits bestehenden digitalen Angebote, sodass Bürger sich mit einer E-Mail-Adresse statt der eID des Ausweises registrieren konnten. Nun heißt es, den Digitalisierungskatalysator Corona zu nutzen und den Umbau der Verwaltungen zum bürgernahen Digitaldienstleister voranzutreiben.

Bei einer ganzheitlichen Strategie müssen die verschiedenen Handlungsfelder innerhalb einer Stadt – dazu zählen neben der Verwaltung alle kommunalen Dienstleistungen – sehr genau betrachtet und die typischen Aufgaben abgebildet werden. Das schließt Stadtverwaltung, Verkehr, Wohnungsbau, Bildungswesen, Abfallwirtschaft, Energieversorgung, Gesundheitswesen sowie Handel und Wirtschaft ein. Die Digitalisierung all dieser Bereiche hilft, Städte effizienter, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Und sie macht alle Services aus Sicht der Bürger schneller und bequemer nutzbar, wobei die gesellschaftliche Teilhabe im Mittelpunkt aller Bestrebungen stehen muss, um einer Spaltung zwischen digital-affinen und weniger digital-affinen Bevölkerungsteilen entgegenzuwirken. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens beispielsweise eröffnet die Chance, die Patientenversorgung deutlich zu verbessern. Durch die Verknüpfung aller vorhandenen Daten und den Einsatz moderner Lösungen können Diagnosen schneller gestellt, Krankheiten besser überwacht, individuelle Therapiemöglichkeiten entwickelt sowie Ärzte und Pflegekräfte spürbar entlastet werden. Beispiele für digitale Technologien, die Stück für Stück das deutsche Gesundheitssystem umkrempeln, gibt es viele: Das reicht von der elektronischen Patientenakte, um die bestehenden Dokumentations- und Kommunikationswege zu vereinfachen, über die Video-Sprechstunde und Messung von Gesundheitsdaten per App bis hin zur Auswertung radiologischer Bilder mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und OP-Roboter.

Fest steht: Eine zeitgemäße technische Ausstattung sowohl der öffentlichen Verwaltung als auch unserer Städte, digitale Prozesse und eine Vernetzung der verschiedenen Einrichtungen müssen oberste Priorität haben, wenn der Standort Deutschland zukunfts- und wettbewerbsfähig bleiben will. Jeder Einzelne profitiert davon. Zudem ist ein konsequentes E-Government Voraussetzung für eine starke Wirtschaft: Nur so werden erforderliche Verwaltungsverfahren für die Unternehmen schneller, effizienter und damit kostengünstiger.

About the Author: Stéphane Paté

Stéphane Paté verantwortet das Deutschland-Geschäft von Dell Technologies. Zu seinen Hauptaufgaben gehört es, den Wachstumskurs des Unternehmens fortzusetzen und Kunden bei der digitalen Transformation ihrer Geschäftsmodelle auf Basis neuer Technologiekonzepte wie Künstliche Intelligenz, Multi-Cloud oder IoT/Edge-Computing zu unterstützen. Stéphane Paté arbeitet seit 2010 in verschiedenen Führungsrollen für Dell Technologies. Zuletzt war er als Vice President für das Großkundengeschäft in der Region Europe West verantwortlich. Vor seiner Zeit bei Dell Technologies war er unter anderem für Sun Microsystems, CGI, HP und die SAP tätig. Paté verfügt insgesamt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der ITK-Branche.