Diagnose digitaler Notstand: Therapie Krankenhauszukunftsgesetz?

Wie ist es aktuell um die Digitalisierung im Gesundheitssektor in Deutschland bestellt?Lange Zeit wurde das Thema der Digitalisierung im deutschen Gesundheitssektor überaus stiefmütterlich behandelt. Das ist umso erstaunlicher, als kein Zweifel daran bestehen kann, dass moderne digitale Infrastrukturen und durchgängige IT-Sicherheitskonzepte nicht nur der Effizienzsteigerung und Kostensenkung in deutschen Krankenhäusern dienen, sondern schlicht und einfach Leben retten können.

Wie sehr die Zeit drängt, hat mittlerweile auch die deutsche Bundesregierung erkannt und im Oktober 2020 mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass sich das nun ändert.

Das Gesetz fördert gezielte Investitionen in die Digitalisierung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Ganze 4,3 Milliarden Euro wurden bereitgestellt, um die IT in den Gesundheitsbetrieben fit für die Zukunft zu machen. Dabei soll unter anderem die Verwaltung von Patientendaten effizienter gestaltet, Patientenportale aufgebaut und das Medikationsmanagement vereinfacht werden. Auch Cybersicherheit spielt bei allen Modernisierungsmaßnahmen eine zentrale Rolle. Mindestens 15 % des Gesamtvolumens der Förderung sollen für IT-Sicherheit eingesetzt werden (Mehr dazu lesen Sie hier).

Seitdem die deutsche Bundesregierung und die Bundesländer das Krankenhauszukunftsgesetz auf dem Weg gebracht haben, ist das Projektaufkommen in den deutschen Krankenhäusern immens gestiegen. Wie nötig diese Investitionen sind, zeigt sich auch im europäischen Vergleich: Noch immer sind andere europäische Staaten in Bezug auf die Digitalisierung der Krankenhäuser deutlich besser aufgestellt – und damit sind nicht nur die üblichen Verdächtigen wie etwa die Niederlande oder die skandinavischen Länder gemeint. Auch Länder wie die Türkei oder Spanien haben bessere Voraussetzungen für die IT geschaffen. Bewertet wird der Digitalisierungsgrad unter anderem anhand des Anteils von Systemen, die digital integriert sind. Bei den so erhobenen Scores landet Deutschland bislang eher auf den hinteren Plätzen.

Dafür gibt es eine Reihe möglicher Gründe

  1. Für IT-Ausstattung existieren wegen des föderalen Systems in Deutschland keine einheitlichen und verbindlichen Vorgaben;
  2. Aus der Historie heraus gibt es viele kleine, regionale Krankenhausbetriebe, denen oftmals starke Partner für die Umsetzung von Digitalisierungsthemen fehlen;
  3. IT profitiert heutzutage stark von Skalierbarkeit – hier können gerade kleinere Betriebe nur eingeschränkt partizipieren

Prüfung auf Wirksamkeit

Die Hoffnung ist, dass das Krankenhauszukunftsgesetz der Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland einen ordentlichen Schub verleiht. Die finanziellen Grundlagen zu schaffen, ist zweifellos ein entscheidender erster Schritt. Nun aber kommt es auf die richtigen Umsetzung an. Ziel muss es sein, die Chancen der Förderungen auf Basis einer strategischen und gut durchdachten Herangehensweise und mit Hilfe von Experten voll und ganz auszuschöpfen, um MitarbeiterInnen in den Krankenhäusern mit IT-Lösungen zu entlasten und die Patientenversorgung durch digitale Lösungen effizienter zu gestalten und damit zu verbessern. Die Systeme müssen sicher funktionieren und gut gegen Angriffe von außerhalb geschützt sein. Darüber hinaus bedarf es einer Infrastruktur, die hoch verfügbar ist und sich gleichzeitig einfach administrieren lässt..

Zu Beginn jedes Digitalisierungsprojektes müssen Unternehmens-Strategien und Zielsetzungen abgeglichen werden. die dann in konkreten Maßnahmen-/Bedarfsplanungen münden. Was für Industrieunternehmen gilt, gilt in noch höherem Maße für medizinische Einrichtungen. Der laufende Betrieb darf durch neue IT-Systeme unter keinen Umständen – und auch nicht kurzzeitig – gestört werden. Außerdem unverzichtbar: Alle MitarbeiterInnen müssen mit ins Boot geholt werden, damit sie sich auf die Veränderungen durch die Digitalisierung einstellen können und in der Lage sind, deren Vorteile für ihren Arbeitsalltag zu erkennen und voll auszuschöpfen.

Stellt sich die Frage:

Sind die Krankenhäuser nach Abruf der Fördergelder aus dem Krankenhauszukunftsgesetz und nach Abschluss der Projekte tatsächlich schon in der Zukunft angekommen – oder entsprechen sie dann erst dem aktuellen Stand der Technik?

Der Umfang an der neuen Anforderungen an Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen  macht eines ziemlich offensichtlich: Alleine werden die Betriebe ihre Digitalisierungsprojekte vermutlich nicht stemmen. Dafür bedarf es  der Unterstützung erfahrener ExpertInnen, die mit dieser Art strategischer IT-Projekte einerseits und dem Gesundheitssektor und dessen Erfordernissen andererseits vertraut sind.

Was IT in der Medizin zu leisten vermag, geht weit über die Basis-Ausstattung hinaus. Mithilfe der IT können neue Diagnosetechniken ermöglicht werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Digitalisierung der Pathologie. Hier arbeiten wir sehr eng mit der Berliner Charité und weiteren Universitätskliniken und Industriepartnern zusammen. (Mehr dazu erfahren Sie im Blogartikel)

Weitere Informationen: E-Book zu Digitaler Pathologie

About the Author: Marten Neubauer

Marten Neubauer ist Healthcare Field Director. Im globalen Industry Healthcare Team von Dell Technologies ist es seine Aufgabe, Projektmanager, die den öffentlichen Sektor betreuen, bei allen Fragen und Anliegen rund um die Digitalisierung im Gesundheitssektor zu beraten und zu unterstützen.